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Marktbrunnen, die obere Kapell- und die obere Pfarrgasse (50 Gebäude), ein, machte 85 Familien obdachlos, verschaffte aber auch der Stadt ein wesentlich freundlicheres und lichteres Aussehen. – Im J. 1610, 1633 bis 1634 herrschte die Pest (Schmid).

Noch im J. 1810 hatte die Stadt 3 Thore, ein oberes und unteres mit einem Thurme und ein drittes ohne Thurm in der Mitte des Bogens, den die Ringmauer vom oberen zum unteren Thor bildete. Bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts wurde bei Nacht nur durch das obere Thor ein- und ausgelassen und zwar hatten bloß die Wächter unter dem Rathhaus den Schlüssel, so daß von der äußeren Thorwache der Hochwächter und von diesem die Wächter unter dem Rathhaus zum Öffnen des Thors von außen aufgerufen werden mußten; erst im Beginn des laufenden Jahrhunderts erhielten die Wächter außerhalb der Thore Schlüssel. – Rings um die Stadt liefen dereinst zwei Mauern mit etlichen Thürmen, zwischen denen ein breiter Gang, außerhalb ein tiefer Wassergraben sich befand.

Nach Röders öfters genanntem Lexikon von Schwaben betrug die Zahl der Bürger über 900, der Einwohner gegen 4000, von welchen 2/5 in der eigentlichen Stadt, 3/5 in den Vorstädten wohnten. Übrigens war die Stadt im Zusammenhang mit ihrem Aufschwung sehr rasch gewachsen, denn noch im J. 1737 zählte sie nur gegen 2000 Einwohner.

An einer heutzutage nicht mehr nachweisbaren Stelle lag der nunmehr abgegangene Walchhof oder Wälchhof, welchen Adelheid von Jungingen, Konrads sel. von der alten Thierberg Gattin, und deren Söhne Johann und Burkhard unter Bürgschaft des Grafen Friedrich von Zollern am 23. Febr. 1351 um 34 Pfd. Hllr. an Kloster Wittichen verkauften (Mon. Zolleran. 1, 181). In der Folge gehörte derselbe dem Kloster Margrethausen, welches am 17. Mai 1507 den Ebinger Spital damit belehnte. – Ein anderer hiesiger Hof, der sog. Strichenhof, ging ursprünglich von den Thierberg, später von Kloster Wittichen zu Lehen, den 4. April 1414 verzichtete Benz Strich für 50 Pfd. Hllr. auf das Lehen zu Gunsten des Ebinger Spitals und den 10. April 1531 das Kloster Wittichen für 110 Pfd. Hllr. auf seine vom Spital geschuldete Gült von 4 Malter Frucht und 10 Schill. Hllr. (Dokumentenbuch des Spitals zu Ebingen).

Was die kirchlichen Verhältnisse betrifft, so wird eines hiesigen Pfarr-Rektors schon im J. 1275 gedacht und war Ebingen im 14. Jahrhundert der Sitz eines Dekanats (s. oben S. 228). Der Kirchensatz der St. Martinspfarrkirche, welcher „in die Hofstatt vor der Stadt Ebingen bei dem Bild, genannt des Techens Hofstatt“ gehörte, erscheint zuerst in gräflich hohenbergischem

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0349.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)