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K. Maximilians I. vom 9. Jan. 1497 und K. Ferdinands I. v. 10. April 1533 anschloßen. Weiterhin belehnte Herzog Friedrich am 2. April 1415 den Ulrich von Hertenstein (Burgruine über der Lauchart bei Sigmaringen) als Erben seines Oheims Heinrich von Magenbuch (zoller. OA. Sigmaringen) mit hiesigen Zehnten; Anna von Braunschweig, Friedrichs Gemahlin am 1. März 1420 den Spital zu Ebingen (s. u.) mit 1/6 des hiesigen Zehnten, welches Konrad von Magenbuch als Erbe von seinem Vater Frick von Magenbuch an den Spital verkauft hatte und hinsichtlich dessen obiger Ulrich den 21. Januar 1423 um 13 fl. Rh. auf alle Ansprüche verzichtete; es reihten sich hieran Belehnungen des Spitals von österreichischer Seite am 16. Januar 1431, 19. August 1483 und 7. Januar 1497. Endlich wurde der Frauenaltar dahier am 19. Aug. 1483 mit dem halben hiesigen Laienzehnten belehnt (Dokumentenbuch des Spitals zu Ebingen). Später erfolgten keine Belehnungen von Seite Österreichs mehr, befand sich aber die St. Martinskirche im Besitze von 5/6, der Spital von 1/6 des hiesigen großen Zehntens. Zwar machte die österreichische Regierung im vorigen Jahrhundert wiederholt Versuche, ihre Lehensoberherrlichkeit zu erneuern, allein ihren Bestrebungen wurde nicht stattgegeben. 1

Es bestand dahier ein Beguinenhaus nach der 3. Regel des h. Franziskus, erstmals genannt im J. 1402, indem am 16. September d. J. der Schultheiß von Ebingen mit Einwilligung des hiesigen Kirchherrn und Dechanten Konrad von Eningen und des Kastvogts der Kirche Burkhard von Thierberg der Klause ihr Haus, Scheuer, Gesäß und Hofraithe an St. Martins Kirchhof gelegen und ihren Garten dabei freite. Die Klause erwarb hier weiter vom Dominikanerkloster zu Rottweil den 28. April 1404 den Garten, der Rain genannt, um 30 Pfd. Heller und den 9. März 1420 die sog. Predigersherberge um 40 Pfd. Heller und hatte Güter und Gülten, namentlich zu Ebingen, Trochtelfingen, Meßstetten, Hossingen, Ober-Digisheim und Frohnstetten (zoller. OA. Gammertingen), sowie Weingülten im Ammerthal zu Pfäffingen, Jesingen und Poltringen. Das Jahreseinkommen derselben betrug im Jahr 1520 100 Pfd. Hllr. und 2 Fuder Wein. Auch nach der Reformation wurden noch einige Nonnen dort gelassen, welche zwar in die lutherische Predigt gingen, allein den Genuß des lutherischen Abendmahls insbesondere hartnäckig verweigerten (Besold, Virg. 243. 537). Im J. 1568 waren es deren fünf, meist betagte und kränkliche, die insbesondere wegen ihrer Gutthätigkeit gegen Arme beliebt waren. Allein ihre Behausung samt Hofraite und Scheuer in der oberen Vorstadt neben der Pfarrkirche gelegen war baufällig, ihr Vermögen war so gering, daß sie auf Spinnen, Weben und andere Tagesarbeit angewiesen und noch dazu verschuldet

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0353.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)