Seite:OABalingen0394.jpg

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die diesem aufgelagerte Opalinusthonplatte; der Boden ist schwer, meist tiefgründig, z. Th. naß (es bestanden früher mehrere Weiher), im ganzen kaum mittelfruchtbar. Einige Kalksteine werden gebrochen, Lehm und Sand gegraben.

Die Landwirthschaft leidet unter dem Mangel an Feldwegen. Auch läßt man die meiste Jauche in den Ortsbach laufen. Pflüge sind Brabanter und Wendepflüge. Von der Gutsherrschaft wird Zehn-, von den Privaten Dreifelderwirthschaft mit hälftigem Einbau der Brache getrieben. Von Brachgewächsen baut man besonders Kartoffeln, Klee, Wickhaber, auch etwas Reps, wenig Hanf. Von Getreide herrscht Dinkel und Haber vor, von Futterkräutern Klee und Esper. Von 9 Sri. Dinkel auf den Morgen erntet man 5 Schfl., von 4 Sri. Gerste 3 Schfl., von 5 Sri. Haber 4 Schfl., von 4 Sri. Weizen 3 Schfl., von 6 Sri. Einkorn 4 Schfl. Der Fruchtertrag deckt den eigenen Bedarf nicht. Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt, das Erzeugnis meist gut, die Wiesen zweimähdig, 4 Morgen etwa mit Bewässerung. Man rechnet 20 Ctr. Heu, 10 Ctr. Öhmd auf den Morgen. Es wird noch Futter zugekauft. Die Obstzucht, für welche in den letzten Jahrzehnten durch Bepflanzung der Allmanden ziemlich viel geschah, leidet unter dem rauhen Klima, sie ist nicht im Zunehmen; spätere Sorten gerathen besser. Die Gemeinde, die Gutsherrschaft und eine Aktiengesellschaft besitzen je eine Baumschule. Ein Baumwart ist aufgestellt. Das Obst dient zum Mosten, Dörren und Brennen; verkauft wird wenig.

Die Gemeinde besitzt 572 Morgen Nadelwald, welche derzeit 1250 Festmeter und 20.000 Wellen abwerfen, die in der Hauptsache unter die Bürger vertheilt werden. Weiden sind es 115 Morgen von geringer Beschaffenheit; sie werden mit einheimischen Schafen befahren und ertragen 535 M. Pacht, 430 für Pferchnutzung. Das Weiderecht hat zu 1/3 die Gemeinde, zu 2/3 die Gutsherrschaft. Die Allmanden sind größtentheils in Stücken zu 61/2 Viertel an die Bürger vertheilt und tragen der Gemeinde 1040 M. Zins. 14 Morgen Wiesen dienen der Farrenhaltung.

Der Grundbesitz der Freiherrlich Schenk von Stauffenberg’schen Gutsherrschaft beträgt in Geislingen selbst 147, auf dem Waldhof 104 Hektar Güter nebst 108 Hektar Waldungen.

Pferdezucht und -haltung ist unbedeutend; die Rindviehzucht ordentlich. Die Gemeinde hält 4 Simmenthaler Farren, Stallfütterung ist allgemein.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0394.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)