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Die Schafzucht (englisch Bastard) ist in der Hand der Gutswirthschaft; sie läßt im Sommer in Geislingen und Waldhof etwa 800 Stück laufen. Die Wolle kommt nach Kirchheim; die Schafe werden an inländische Schafhalter verkauft.

Die Schweinezucht ist nicht bedeutend, die Ferkel (halbenglisch) kommen meist von außen. Dagegen ist die Mastung zum Verkauf bedeutend. Ziegen- und Geflügelzucht gering, Bienenzucht im Abnehmen.

Eine Viertelstunde östlich vom Ort an der Hauptstraße gegen Balingen liegt auf der „Warte“ die Heiligenkreuzkapelle mit dem jetzigen Gottesacker; ein stattlicher Bau im Rundbogenstil, von schlanken Verhältnissen, mit einem Dachreiter geschmückt. Das Innere gar freundlich, mit eigenem, durch einen Triumphbogen abgetheilten Chor, der ein Gemälde, die Krönung Mariä, mit den Bildern der Stifter, des Generals Gr. Schütz und seiner Gemahlin Anna Elisabeth von Hohenberg, nebst der Nachricht von der 1665 erfolgten Herstellung des durch den Krieg ruinirten Gebäudes, enthält. In der Nähe an der Straße ein ganz rundes Stationskapellchen.

Geislingen besitzt reiche Stiftungen; so vor allem die Kirchenfabrik Acker, Wiese und Waldungen nebst 60.000 M. Kapitalien. Die Güter stammen ohne Zweifel von der Familie Bubenhofen, die Kapitalien von der Rosenkranz- und Zechbruderschaft, sowie von Jahrtagsstiftungen; außerdem bestehen gegen 7000 M. Armenstiftungen.

Parzelle: Waldhof, Stauffenbergisches Gut, im südwestlichen Winkel der Markung eine starke Stunde vom Ort gelegen.

Nach dem Orte,[1] dessen Namen früher Gisilingen geschrieben wurde und auf den Eigennamen Gisilo zurückzuführen ist, hieß sich eine adelige Familie, welche auf einer Burg mitten im Orte, jetzt einer unbebauten Stelle, saß. Es sind von ihr übrigens nur wenige Mitglieder bekannt, vorausgesetzt daß die betreffenden


  1. Zur Geschichte der freiherrlich von stauffenbergischen Orte Geislingen, Lautlingen, Margrethausen, enthält vielfache Beiträge das Werk: „Die Schenken von Stauffenberg. Geschichtliche Nachrichten von diesem Geschlechte, nach Urkunden zusammengestellt von Friedrich Schenk Freiherrn von Stauffenberg 1864, ergänzt von Franz Schenk, Grafen von Stauffenberg 1876. Als Manuscript gedruckt. München 1876“. Zur Geschichte Geislingens s. besonders S. 121 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 395. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0395.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)