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Das Gewerbe ist unbedeutend, außer was die viel verbreitete Manchesterweberei für Ebinger Fabrikanten betrifft. Drei Schildwirthschaften, eine mit Brauerei, sind vorhanden, und zwei Spezereikrämer. Eine Industrieschule wird im Winter gehalten.

Die mittelgroße, gut abgerundete Markung ist nicht allzu uneben, abgesehen vom Abstieg gegen das Burtelbachthal. Der Boden ist mittelfruchtbar, aus den Zersetzungen des mittleren weißen Juras entstanden, meist leicht und steinig, zum geringeren Theil lehmig, im Thal einige nasse Wiesen.

Von Getreide gedeiht am besten sog. weißer Dinkel, besonders aber Haber. Von feineren Gewächsen gedeihen in guten Jahren Bohnen vortrefflich.

Doch ist das Klima rauh, mit kalten Nächten und Frühlingsfrösten, sehr starken Winden, selten Hagel. Als Wetterscheide gilt der Weichenwang gegen Meßstetten.

Die Landwirthschaft wird mit Eifer und Erfolg betrieben. Zum natürlichen Dünger und der sorgfältig gesammelten Jauche wird, besonders den Futtergewächsen, Gips gegeben. Der Pflug ist der „Geißfuß“. Man hat neuerer Zeit eiserne Eggen, Walzen, auch eine Dreschmaschine mit Göppel und miethet zum Haberdreschen noch Maschinen von auswärts. Der Bau geschieht in der Dreifelderwirthschaft; in der Brache wird außer Klee, Esper und etwas Futterwicken nur wenig gebaut. Zum Hausbrauch und eigenen Gespinnst baut man etwas Hanf und Flachs. Neben Dinkel und Haber kommen in zweiter Linie Gerste, Roggen, Linsen und Kartoffeln. Der Morgen verlangt an Saatfrucht 10 Sri. Dinkel, 6 Sri. Haber, 4 Sri. Gerste, 4 Sri. Roggen, und ergibt 6 Schffl. Dinkel, 4 Schffl. Haber und Gerste, 3 Schffl. Roggen. Es können 300 Schffl. Dinkel und 200 Schffl. Haber abgegeben werden, der Verkauf geht theils in Nachbarorte, theils durch Händler nach Rottweil und Tuttlingen.

Der Wiesenbau ist gering, ergibt aber auf dreimähdigen Wiesen, wovon drei Morgen bewässerbar, ein gutes Futter, der Morgen circa 26 Ctr. Heu und Öhmd. Es wird Futter zugekauft.

Gemüsebau nur für eigenen Bedarf.

Die Obstzucht ist im Zunehmen; das Obst geräth gerne, besonders Birnen (Fäßlesbirnen). Eine Baumschule und ein Baumwart sind vorhanden; das Obst wird größtentheils gemostet.

Die Gemeinde besitzt 365 Morgen Waldung, vorherrschend Laubwald, welche jährlich 256 Festmeter nebst entsprechenden

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0407.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)