Seite:OABalingen0423.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

unterbrochen, umfaßt zunächst die Thalgründe der mehrfach genannten Bäche, sodann die Abstürze der sie umgebenden Berge und Schluchten und dringt zwischen Meßstetter und Ebinger Markung weit in die Hardt hinein vor. Ihr Boden besteht aus dem Schutt und den Zersetzungen fast des ganzen braunen und weißen Jura, ist unten schwer thonig, naßkalt, oben (zu etwa 1/3) kalkig, trocken, leicht; im ganzen mittelfruchtbar; 1/4 der Thalwiesen sumpfig und sauer. Kalksteine zur Straßenbeschotterung, theilweise zum Bauen, ebenso Kies, werden gewonnen. Der Tuffsteinbruch am Ursprung des Lauterbachs (am Fuß einer unersteiglichen Betawand voller Riesenschwämme, über welche früher 2 Leitern nach Hossingen führten) ist beinahe erschöpft, die Erzgräberei auf der Hardt eingegangen. Die Quellen, worunter am bedeutendsten der Stubenbrunnen, setzen durchaus Wasserstein ab.

Die durch die bergige Lage erschwerte Landwirthschaft wird dennoch eifrig, unter gutem Vorgang Einzelner, betrieben. Gips und Asche, sowie die jetzt sorgfältig gesammelte Jauche kommen dem Klee und den Wiesen zu gut. Der Pflug ist der Wendepflug; die Herrschaft hat auch den Brabanter. Eiserne Eggen sind allgemein; Dreschmaschinen verwendet nur die Herrschaft. Sie treibt auf ihrem Gut Thierberg Wechselwirthschaft, während sonst Dreifelderwirthschaft herrscht unter 1/2 bis 3/4 Einbau der Brache mit Klee, Kartoffeln, Ackerbohnen, Wicken, Hanf (wenig). Die Herrschaft baut auch etwas Reps. Die Hauptfrüchte sind Dinkel und Haber, weniger Gerste, Weizen und Roggen. Der Futterbau in Klee und Esper ist von Bedeutung. Von 10–12 Simri Dinkel auf den Morgen erntet man 6–10 Scheffel, von 4 Simri Gerste 3–5 Scheffel, von 6 Simri Haber 4–5 Scheffel, von 31/2 Simri Roggen 2–5 Scheffel. Es können jährlich etwa 300 Scheffel Dinkel und ebensoviel Haber an Händler oder nach der Schranne Ebingen abgesetzt werden.

Die Wiesen im Thal sind zweimähdig und zu etwa 30 Morgen bewässerbar, die auf der Höhe einmähdig; der Morgen trägt 15–40 Ctr. Heu und Öhmd. Feinere Gewächse gedeihen bei dem wechselnden, zugigen nebligen Klima, nicht gern. (Hagelschlag fand in den letzten 20 Jahren 6mal statt, einmal totaler.) Gemüse werden nur für eigenen Bedarf gezogen. Dagegen ist der Obstbau im Zunehmen; er erzielt besonders Spätobst (Süßäpfel, Luiken) und viel Zwetschgen. In günstigen Jahren können etwa 100 Säcke ausgeführt werden. Das Übrige

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0423.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)