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Grabkreuze; die Kirche im Osten einen viereckigen Chor mit einem schönen frühgothischen Fenster; westlich in die Nordecke der Kirche eingefügt einen in’s Achteck übergehenden Thurm mit metallenem Zwiebeldach. Die jetzige Gestalt der Kirche, mit rundbogigen Fenstern, stammt aus dem beginnenden 18. Jahrhundert; auf die gothische Zeit weisen außer dem genannten Chorfenster noch Spuren von solchen in der Nordwand hin. Der Thurm dagegen, über einem starken innerhalb der Kirche stehenden Pfeiler und einem darüber angebrachten Kreuzgewölbe sich erhebend, ist offenbar sammt einem Theil der Nordwand der Rest einer ursprünglich romanischen Kapellenanlage. Das Innere der Kirche ist von großer Lieblichkeit. Der fast quadratische Vorderraum zeigt eine kreuzförmig getheilte schön stuckirte Decke mit prächtigem Akanthuskranz in der Mitte; der Chor ein flaches Kreuzgewölbe auf Konsolen, gleichfalls mit schönen Stuckverzierungen in Ranken und Fruchtschnüren. Die Altäre in edlem modernem Stil. Im Chorbogen ein schöner alter fast lebensgroßer Cruzifixus; die Kanzel an der Südwand in reichstem Rococo mit den Gestalten der 4 Evangelisten, oben des guten Hirten; an der Nordwand eine schöne gothische Madonna mit trefflichem Faltenwurf. Im Chor liegen noch gemodelte gothische Fliese, am Haupteingang als Treppenstufe wahrscheinlich eine umgekehrte Grabplatte. Der Thurm trägt zwei Glocken, die größere Sta Margaretha 1824 von Kurtz, die kleinere mit den Namen der 4 Evangelisten in altgothischen Majuskeln. – Als Pfarrhaus wurde 1817 der östliche der 3 Flügel des Klosters eingerichtet, die Unterhaltung zu 2/3 der Stiftung, welcher auch die Kirche zugehört, zu 1/3 der Pfarrstelle zugewiesen. Das Gebäude ist stattlich dreistöckig, aber schmucklos; nur die Fenster ausgefast und mit Spuren ehemaliger gemalter Umrahmung. Der Westflügel dient seit 1826 als Rathhaus, der Nordflügel als Schulhaus und Wohnung des Lehrers; außerdem besitzt die Gemeinde ein öffentliches Backhaus, 3 Waschhäuser und zwei Schafhäuser, wovon eins im Kloster.

Der Ort ist durch Vizinalstraßen mit Ebingen, Pfeffingen, Burgfelden und Lautlingen verbunden. 8 Brücken und zwei Stege über die Eyach und die beiden Nebenbäche sind zu unterhalten.

Das Trinkwasser ist gut und reichlich. Aus Einer Quelle werden durch hölzerne und thönerne Teuchel fünf öffentliche laufende Brunnen gespeist.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0435.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)