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17. Meßstetten,


Gemeinde II. Kl., mit 1374 Einw., worunter 6 Kath. und 1 Isr. a. Meßstetten, Pfarrdorf, 1350 Einw.; b. Eichhalderhaus, 9 Einw.; c. Eichhalderhof, 7 Einw.; d. Obere Mühle, 4 Einw.; e. Untere Mühle, 4 Einw. Die Kath. sind nach Lautlingen eingepfarrt.

Meßstetten liegt, nach drei Seiten von starken Hügeln, welche die europäische Wasserscheide tragen, umschlossen, nur nach Norden gegen den Rand der tiefen Schlucht des Thalbachs einfallend, in welche ein Theil des Orts noch hinabsteigt, auf dem hier beginnenden Plateau der Hardt, die in unmittelbarer Nähe ziemlich öde, weiterhin durch Wäldchen und Baumgruppen, Felspartien und Aussichten (die umfassendste vom Weichenwang, n. w. des Orts, mit einer Station der europäischen Gradmessung; vgl. Hossingen) doch mancherlei Reize entfaltet.

Der ziemlich weitläufige Ort hat reinliche, chaussirte und gekandelte Straßen und großentheils freundliche, doch auch minder ansehnliche Häuser.

Ziemlich in der Mitte der Längenaxe des Orts erhebt sich auf einem Felshügel über der Lautlinger Schlucht die alte, etwas zu kleine Kirche mit hübschem Thurm auf der Nordseite, der in ein achteckiges Glockenstockwerk mit Zeltdach endigt und 2 Glocken enthält, die kleinere von Kurtz in Reutlingen 1839, die größere mit der Inschrift: Da pacem domine in diebus nostris; me fecit Hans Georg Herold In Stuttgardt anno 1658. Das Innere der Kirche ist getäfert und durch ringsum laufende Emporen verstellt, doch durch breite rundbogige Fenster hinlänglich erhellt; es zeigt eine hübsch geschnitzte Kanzel und ein schönes messingenes Altarcrucifix.

Unmittelbar westlich schließt sich das alte, gleichfalls freistehende von Wiese und Garten umgebene Pfarrhaus an. Beide Gebäude hat die Stiftung zu unterhalten.

Etwas einwärts liegt das Schulhaus, zugleich Rathhaus, erbaut 1834 mit 3 Lehrzimmern und einer Schullehrerswohnung (der zweite Schullehrer hat Miethzinsentschädigung, ein Lehrgehilfe gleichfalls ein Zimmer im Schulhaus). Außerdem besitzt die Gemeinde ein Armenhaus und ein Schafhaus.

Der Gottesacker wurde 1831 außerhalb des Orts verlegt.

Straßen führen nach Ebingen und Unterdigisheim (Poststraße), Hossingen, Lautlingen, Hartheim.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0447.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)