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Jeder Bürger hat ca. 1 Morgen Allmand zu genießen und zahlt dafür der Gemeinde einen Zins von 1 M. 3 Pf. Vier Morgen Wiesen braucht die Gemeinde für die Farrenhaltung.

Es werden wenige Pferde leichterer Race gehalten und keine selber nachgezogen.

Dagegen ist die Rindviehzucht stark, ergibt aber nur einen leichteren Schlag, Simmenthaler Kreuzung, aus der auch die von der Gemeinde aufgestellten Farren stammen. Es herrscht durchaus Stallfütterung; einiger Handel mit Vieh geht nach den benachbarten Märkten.

Die Schafzucht, Bastardrace, wird nur von den fremden Schäfern getrieben, und es findet keine Überwinterung statt. Im Sommer laufen 800, von Jakobi bis Spätjahr 300 Stück auf der Markung.

Die Schweinehaltung ist ziemlich bedeutend, zu 1/4 für den eigenen Bedarf, zu 3/4 für den Verkauf; die Ferkel (englischer Race) werden von außen bezogen. Die Ziegenzucht ist von keinem Belang; dagegen werden viele Hühner, ziemlich viel Gänse und einige Enten gehalten. Eier werden an Händler abgesetzt. Die Bienenzucht ist gering.

Die Stiftung gehörte ehemals zu der Heiligen-Konfraternität Balingen, die im Jahr 1827 aufgelöst wurde. Bei dieser Auflösung wurden ihr 1860 fl. Aktivkapitalien zugeschieden. Jetzt beträgt das Grundkapital 5782 M. Außerdem ist eine Brotstiftung der Balthas Stengel’schen Eheleute mit 20 fl. Kapital vorhanden.

Die Deutung des Namens, welcher früher Dichineshaim, Digenshein, Tigenshain, Tigisheim, Thigesen u. s. w. geschrieben wurde, ist nicht zweifellos, doch könnte derselbe von digen, gedigen, d. h. Familie im alten Sinne, Hofjüngerschaft, zu einem Hofe gehörende Bauersame, abzuleiten sein (Förstemann, Namenbuch 2, 462. Buck, Flurnamenbuch 45).

Wenn im J. 768 ein gewisser Amalpert sein Haus zu Dichinishaim und sonstigen Besitz in der Gegend, wie es scheint, an das Kloster St. Gallen übergibt (beziehungsweise über ein Haus daselbst, welches später wenigstens an dieses Kloster fiel, eine Verfügung trifft), so steht nicht fest, welches der beiden Digisheim, Ober- oder Unter-, hier gemeint ist (Urkb. der Abtei St. Gallen 1, 49).

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 457. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0457.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)