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vor. Der Grundbesitz des vermöglichsten Einwohners besteht in 1416 a Äcker, 660 a Wiesen, 74 a Länder, 893 a Waldung, dazu 5 Wohnhäusern, 5 Scheuern, 3 Nebengebäuden; der des Mittelmanns in 5 ha Äcker, 3 ha Wiesen, 2 ha Wald, Haus und Scheuer; der des Armen in etwa 24 a Allmandtheilen und einem Häuslein. Auf Balinger Markung hat man 32 ha.

Von Gewerben bestehen 1 Ziegelei, 3 Mühlen (2 mit 3 Mahlgängen und 1 Gerbgang, 1 mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang); 2 Hanfreiben, 1 Ölmühle mit Göppel, 1 Gipsmühle, 2 Sägmühlen. Ferner 5 Schildwirthschaften, wovon 3 mit Brauerei, 3 Krämer. Viele Schuhmacher arbeiten nach außen. Winterabend- und Industrieschule wird gehalten.

Die große und abgerundete Markung wird auf der Nordseite von den Keuperthälern des Mildersbachs und der zuweilen austretenden Eyach umfaßt; ihr Haupttheil liegt auf dem unteren Lias mit großen, diluvialen Lehmauflagerungen bis zum mittleren. Keuper- und Liassandsteine werden gebrochen, zum Theil als Schleifsteine; auch nach außen abgesetzt. Auch Lehm-, Töpferthon- und Sandgruben sind vorhanden. Der Boden, soweit der Lehm geht, kalt, sonst schwer, zum Theil hitzig, auch steinig; im ganzen mittelfruchtbar. Einige nasse Wiesen kommen vor.

Das Klima ist etwas rauh, doch kommen feinere Gewächse noch fort.

Die Landwirthschaft wird fleißig und eifrig betrieben; Gips, Asche und die sorgfältig gesammelte Jauche dem Boden zugesetzt. Die häufigsten Pflüge sind der Suppinger und amerikanische Wendepflug; eiserne Eggen und Walzen sind vorhanden, auch einige Repssäemaschinen und 3 Dreschmaschinen mit Göppel. Von der Brache werden stark 3/4 mit Klee, Kartoffeln, Wicken, Reps, Rüben angebaut. Auch Flachs, Hanf, Hopfen, etwas Mohn werden gebaut. Hauptfutterkräuter Klee und Luzerne. Die gewöhnlichen Getreidearten gedeihen alle gut, besonders aber der Dinkel. Von 8–10 Sri. Dinkel auf den Morgen erntet man ebensoviele Schffl., von 3–4 Sri. Gerste ebenso, von 4 Sri. Haber 5 Schffl., von 3 Sri. Waizen 4 Schffl. Zum Verkauf kommen etwa 4–500 Schffl. Dinkel, 300 Schffl. Gerste, 200 Schffl. Weizen, Haber wenig. Der Wiesenbau ist ausgedehnt, das Erzeugnis meist gut; die Wiesen zweimähdig, 20 Morgen Wässerwiesen dreimähdig. Der Morgen trägt 40 Ctr. Heu, 25 Ctr. Öhmd. Gemüsebau für den eigenen Bedarf.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 474. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0474.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)