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viele stattliche Bauernhäuser in Holzbau und mit mancherlei Inschriften, und hat gekandelte, zum Theil chaussirte Straßen. Im ummauerten Kirchhof, dessen Thor die Jahreszahl 1763 trägt und der mit schönen Sandsteinmonumenten geziert ist, erhebt sich mit 4stockigem Westthurm und schlankem Ostchor die alterthümliche Kirche, die schon im Äußeren noch mehrere Spuren des gothischen Stils aufweist. So der Chor, der etwas über das Schiff erhöht ist, ein altes Steinkreuz über seinem vordern Giebel, zwei Strebpfeiler an den hinteren Ecken und den oberen Theil eines guten gothischen Fensters in der Rückwand, ein ganzes solches in der nördlichen Seitenwand; das Langhaus hat frühgothische Blendfenster in der Nordwand, zwei gothische Thüren und noch ein Fenster, während die übrigen viereckig vergrößert wurden. Das Innere zeigt im Langhaus Emporen auf der West- und Nordseite und eine getäferte Decke. In den Chor führt ein spitzbogiger Triumphbogen; er selbst ist von einem einzigen hochschlanken Kreuzgewölbe bedeckt, dessen kräftig profilirte Rippen in der Mitte einen Kreis bilden, indeß sie von schönen halbkonischen (aus drei Seiten des Sechsecks gebildeten) Konsolen aufschießen. Der achteckige gothische Taufstein trägt die Jahreszahl 1510. Der uralte Thurm an der Westseite, aber nicht in der Mitte derselben, sondern mehr nördlich stehend, mit sehr dicken Mauern und schießschartenartigen Öffnungen trägt im obersten Holzstockwerk 2 mittelgroße Glocken; die kleinere von Ferd. Engel in Ebingen 1855, die größere von C. D. Schmeltz in Biberach 1830. Die Kirche ist von der Stiftung zu unterhalten. An die Ostseite des Kirchhofs stößt der schöne Pfarrgarten, in welchem das stattliche wohnliche Pfarrhaus sich erhebt, mit schöner Aussicht auf Thal und Berge; es gehört gleichfalls der Stiftung.

Das Schulhaus liegt unterhalb der Kirche und ist 1832 als ein stattlicher Holzbau für 2 Lehrzimmer und 2 Lehrerwohnungen errichtet worden, indeß das benachbarte alte zum Rathhaus bestimmt wurde. Die Gemeinde besitzt ferner zwei öffentliche Waschhäuser, ein Armenhaus und zwei Schafhäuser.

Fünf Vizinalstraßen verbinden den Ort mit den Nachbarorten Margrethausen, Zillhausen, Burgfelden, Onstmettingen, Thailfingen. Sie erfordern 11 Brücken über Eyach, Eschenbach und Kiesersthalbach, welche nebst 5 Stegen die Gemeinde zu unterhalten hat.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 479. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0479.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)