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Trinkwasser gut und reichlich aus 10 laufenden Brunnen, wovon 1 im Privatbesitz, wie auch 1 Pump- und 2 Schöpfbrunnen. Die Leitungen sind von Holz.

Die kräftigen Einwohner, von denen 8 Personen gegenwärtig das 80. Jahr erreicht haben, sind fleißig, betriebsam, meist sparsam und geordnet, sowie kirchlich. Die Frauen tragen bei feierlichen Anlässen noch immer ihre Bändelhauben. Bei Hochzeiten wird mitunter getanzt.

Die Vermögensverhältnisse sind mittel. Der Vermöglichste besitzt 13 ha Feld, 3 ha Wald; der Mittelmann 8 ha Feld, 1 ha Wald, die Ärmeren 1 ha Feld. Wenige Güter liegen auf den Markungen Ober-Digisheim und Hausen a. Th.

Gewerbe ist wenig vorhanden, doch arbeiten Weber und Schuhmacher nach außen. Weißstickerei wird vielfach betrieben, mit Absatz in die Schweiz und nach Sachsen.

2 Mahlmühlen liegen zunächst beim Ort, die eine mit 2, die andere mit 1 Mahl- und je 1 Gerbgang. Im Vohenthal ist eine Sägmühle mit Ölmühle und Hanfreibe. 6 Wirthschaften, 4 mit Brauerei, sind vorhanden, und 6 Krämer. Holz und Tuffstein wird durchgeführt, und je ein Frachtfuhrmann fährt nach Ebingen und Rottweil.

Die große, wohlabgerundete Markung gehört dem Jura vom mittleren braunen bis zum mittleren weißen, doch größtentheils dem letzteren an (in ihm mehrere, doch ziemlich geringes Material liefernde, Steinbrüche) und ihr Boden trägt darum den bekannten Albcharakter; oben leicht, hitzig, steinig, nicht tiefgründig, unten naß, schwer, tiefgründig; im Thal einige Torfwiesen mit saurem Futter. Zärtere Gewächse gedeihen in besseren Jahren gut, werden aber wenig gepflanzt.

Das Klima ist rauh mit starken Winden. Hagelschlag kommt manchmal vor (1862, 1878, 1880). Gewitter sind nicht besonders häufig; die Lochenberge einer-, die Artlishalde andererseits scheinen eine Wetterscheide zu bilden (s. Ober-Digisheim).

Der Ackerbau wird sorgfältig betrieben. Gips und die eifrig gesammelte Jauche suchen den Boden zu verbessern.

Im schweren Feld hat man den alten Wendepflug, sonst den Gaißfuß, auch etliche amerikanische Pflüge und fast durchaus eiserne Eggen. Drei Dreschwalzen sind vorhanden.

Der Betrieb geschieht in der Dreifelderwirthschaft und 1/4 der Brache wird mit rothem Klee, Wicken, zuweilen Kartoffeln angebaut.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 497. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0497.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)