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zollerischen Schutz gestellten Kloster Beuron[1] gehörig genannt (vgl. oben S. 409). Die zollerische Familie besaß hier ein Mltr. Korngelds und 5 Schill. Hllr., welche mit der Herrschaft Schalksburg im J. 1403 an Württemberg verkauft wurden. Der Edelknecht Hans von Winzlau verkaufte den 18. Okt. 1427 seine Zehnten aus des Walders Gut und etlichen Wiesen dahier um 26 Pfd. Hllr. an die hiesige Kirchenpflege.

Nach Röders öfters erwähntem Lexikon von Schwaben zählte der Ort 773 Seelen.

Die kirchlichen Verhältnisse betreffend wird bereits im J. 1275 Heinrich von T. als hiesiger Pfarr-Rektor, zugleich aber auch als solcher zu Stetten am kalten Markt, Engstlatt und Mägerkingen, und im J. 1280 ein „decanus de Dieringen“ als Zeuge des Grafen Mangold von Nellenburg erwähnt (vergl. oben S. 228 und Zeitschr. f. Gesch. des Oberrheins 6, 410). Ein hiesiger Pfarrer, zubenannt der Cappadocier, Notar des Grafen Alberts II. von Hohenberg († 1298) des Schwagers von K. Rudolfs I., war, wie es scheint, ein lustiger auch am königlichen Hofe gerne gesehener Mann, von welchem noch eine Reihe von Witzen überliefert sind (vergl. Matthias Neoburg. Chron. ed. Studer 186 ff., Schmid Hohenberg 120 und Anm.). Im J. 1338 wird Johannes von Owe als Kirchherr, Berthold der Maiger als Leutpriester dahier genannt. – Der Thieringer Pfarrer Joh. Wilh. Maurer traute am 28. Jan. 1711 Nachts 6 Uhr auf dem benachbarten Gute Oberhausen die berüchtigte Wilhelmine von Grävenitz mit dem Grafen von Würben (Oberamtsbeschr. Rottweil 426). – Bis zur Einführung der Reformation im Orte war das, auch in der Folge katholisch gebliebene Hausen am Thann (OA. Rottweil) Filial von Thieringen.

Als ein abgegangener Ort bei Thieringen wird nicht selten „Winzeln[2] aufgeführt; wie sich übrigens aus der genauen Markungsbeschreibung des späteren, heutzutage unter diesem Namen nicht mehr erhaltenen Hofes Winzlau, Wenzlau, nach dem Lagerbuch der Kellerei Balingen vom J. 1721 in Vergleichung mit den Flurkarten ergibt, fallen der genannte Hof sowie der gleichfalls abgegangene Unnothhof ihrer ganzen Fläche nach mit dem Locherhof, beziehungsweise der nördlichen Hälfte der jetzigen


  1. Über spätere Beuroner Bezüge dahier vergl. Alemannia 8, 192.
  2. Nicht zu verwechseln mit dem, früher Winzagel, erst im 16. Jahrhundert Winzeln genannten gleichnamigen Orte des Oberamtes Oberndorf.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 502. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0502.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)