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von Kirche und Schulhaus freundliche Ort. Erstere mit neben anstoßendem Kirchhof, den ein schönes eisernes Gitterthor ziert, steht in der Mitte des Orts nahe dem durchfließenden Lochenbache. Sie ist ziemlich geräumig, doch etwas schmal, und freundlich hergerichtet. An das Langhaus schließt sich in drei Seiten des Achtecks der Chor; an der nördlichen Ecke steht der schlanke zeltdachgedeckte Thurm. Der Chor zeigt noch drei kleine gothische Fenster mit ausgebrochenem Maßwerk, das Langhaus gothische Thüren und ein viereckiges gothisches Fenster über der Westthür, einige stilgemäße Fenster sind in neuerer Zeit eingesetzt. Das Innere hat eine gemalte Decke mit Ornamenten und Engelköpfen (über der Kanzel Name des Malers: Joh. Christof König zu Kirchheim 1703), einen gothischen, etwas erneuerten Taufstein und ein neues schön geschnitztes Altarkruzifix.

Von den zwei Glocken des Thurms zeigt die größere die Namen der 4 Evangelisten und den des Gießers, Marte Fuchs 1586; die kleinere ist von Matheus Grieninger 1682. Die Kirche ist von der Stiftung zu unterhalten. Das Schulhaus von 1788 hat eine freundliche Lage; es enthält die Lehrzimmer und Wohnräume für einen ständigen und einen unständigen Lehrer. Das Rathhaus wurde 1838 eingerichtet. Auch ein Waschhaus und Armenhaus besitzt die Gemeinde. Trinkwasser ist gut und reichlich vorhanden; es wird in thönernen und eisernen Teucheln 3 laufenden Brunnen zugeleitet; außerdem hat man gegen 30 Pump-, Zieh- und Schöpfbrunnen. Eine Vizinalstraße verbindet den Ort mit der Lochenstraße bei Ziegelwasen, und es hat die Gemeinde eine steinerne Brücke und zwei Stege zu unterhalten.

Die kräftigen Einwohner, von denen 4 über 80 Jahre alt, sind von gutem Charakter. Ihr Nahrungsstand ist kaum mittel. Der Vermöglichste besitzt etwa 32, der Mittelmann 6–9 Morgen, die ärmere Klasse ganz wenig. 100 Morgen Güter liegen auf Nachbarmarkungen. Von Gewerben bestehen 2 Corsettfabriken mit mäßigem Erfolg. Eine Schildwirthschaft und 3 Krämer dienen dem Verkehr. Industrieschule wird gehalten.

Die ziemlich ausgedehnte, abgerundete, aber großentheils waldige Markung geht durch alle Schichten des braunen Jura hindurch und erreicht an der Lochen und dem Horn noch den weißen; sie hat einen humusreichen, meist tiefgründigen ergiebigen Boden; Steine zum Straßenbeschläg, Kies und Lehm,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 520. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0520.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)