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häufig los herumliegenden oder als Felsen anstehenden wärmehaltenden Muschelkalk dem Weinbau überaus günstig ist. In den Thalebenen haben sich Alluvialgebilde abgelagert und einen sandigem humusreichen Schlammboden geliefert, welcher sich für den Wiesenbau sehr gut eignet und nur an Stellen, wo während der Hochfluthen sich zu viel Sand oder gar Gerölle ablagert, hiedurch leidet.

5. Luft und Witterung.

Da uns keine eigentlichen Witterungsbeobachtungen aus dem Bezirk zu Gebot stehen, so müssen wir uns auf folgende allgemeine Angaben beschränken.

Die Luftbeschaffenheit ist bei der günstigen Lage der meisten Ortschaften im Durchschnitt diejenige des schwäbischen Unterlandes, d. h. rein und gesund. In sämmtlichen dem Neckar- und Enzthal angehörigen Städten und Dörfern bringt die geschützte Lage und der Reflex der Sonnenstrahlen von den meist mit Reben bepflanzten steilen felsigen Berggehängen, in Verbindung mit der geringen Erhebung über dem Meer und dem Mangel ausgedehnter Waldstrecken eine für unsere geographische Lage unverhältnißmäßige Milde des Klimas hervor, wie dieß die vortrefflichen Weine von Besigheim, Wahlheim, Hessigheim, Gemmrigheim und Lauffen beweisen, wo namentlich einige besonders günstige Lagen von Besigheim und Wahlheim (Schalkstein und Wurmberg) ein zu den besten von Deutschland gehöriges Produkt liefern. In Besigheim hat man Beispiele, daß Feigenbäume mehrere Jahre lang in den Weinbergen vortrefflich ausgehalten und Früchte getragen haben. Edle Baumfrüchte, namentlich Pfirsiche und Aprikosen, treffliche Kirschen, Birnen und Äpfel gedeihen hier wie in wenigen Gegenden des Landes.

Auch das Vorkommen einiger Pflanzen, wie z. B. der Veronica spicata, Achillea nobilis, Chondrilla juncea, Parietaria diffusa M. & K.; wie Heliotropium europaeum, Oxalis corniculata, Diplotaxis tenuifolia, welche theils dem mittleren Rheinthal, theils dem wärmeren Süden angehören, spricht dafür.

Blüthezeit und Ernte fällt in der Thalebene mit derjenigen von Heilbronn und Canstatt, den frühesten Bezirken des Landes, zusammen, tritt aber auf den Höhen 6–8 Tage später ein, als im Thal.

Heftigen Winden oder Stürmen ist der Bezirk nicht ausgesetzt, doch haben die auf der Höhe gelegenen Ortschaften (Kaltenwesten, Ilsfeld, Löchgau u. s. w.) stärkere Luftströmungen als die Thalorte; den Nordwinden ist hauptsächlich die Gemeinde Kaltenwesten, den Ostwinden Bönnigheim, Löchgau, Groß- und Klein-Ingersheim ausgesetzt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0019.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)