Seite:OABesigheim0047.jpg

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Anbau. Bei der ziemlich allgemeinen Fruchtbarkeit des Bodens[1] und dem günstigen Klima haben Umsicht und großer Fleiß der Einwohner den landwirthschaftlichen Betrieb auf eine sehr blühende Stufe gehoben und den Ertrag der Güter auf eine erfreuliche Weise gesteigert. Das für den Ackerbau benützte Land hat meist eine ziemlich ebene Lage, während die Thalgehänge für den Weinbau und die Thalsohlen, wie zuweilen muldenförmige Vertiefungen, vortheilhaft für den Wiesenbau benützt werden. – Nachdem der einzelne Güterbesitzer schon lange kein Stückchen Land mehr unbenützt liegen läßt, haben mehrere Gemeinden durch die Beschränkung des Schafweidebetriebs, so wie durch Austheilung von Allmandstücken unter die Gemeindeangehörigen, oder durch Anpflanzung der Allmanden mit Obstbäumen, auch weniger ergiebige Grundstücke nutzbringender gemacht, so daß neuerer Zeit mit wenigen Ausnahmen der eine Bearbeitung zulassende Boden vollständig benützt wird.

Die wenigen im Bezirk vorhandenen größeren Güter, welche von Gesammtpächtern bewirthschaftet werden, üben durch rationellen Wirthschaftsbetrieb einen wohlthätigen Einfluß auf die Landwirthschaft ihrer Umgegend; einzelne Besitzer größerer Güter haben solche auch stückweise an Gemeindeglieder der betreffenden Markungen verliehen. Im Allgemeinen ist übrigens das Grundeigenthum so sehr vertheilt, daß ein Besitz von 30 oder mehreren Morgen schon zu den Seltenheiten gehört.

Das Erzeugniß an Früchten ist sehr namhaft und läßt in sämmtlichen Orten, mit Ausnahme von Besigheim und Freudenthal, welche kaum ihren Bedarf ernten, einen bedeutenden Verkauf nach Außen zu; namentlich wird viel Dinkel an Bäcker nach Stuttgart und Ludwigsburg abgesetzt; ein Theil der Früchte kommt auf die Schranne nach Heilbronn oder in das Großherzogthum Baden zum Verkauf. Hafer wird besonders an die Militärverwaltung in Ludwigsburg geliefert. Einzelne Orte setzen auch Welschkorn in bedeutender Quantität nach Außen ab, wie z. B. Hessigheim in günstigen Jahren schon über 100 Scheffel verkaufen konnte. Mohn und Reps bilden für manche Gemeinde eine bedeutende Erwerbsquelle; Hanf wird nur für das eigene Bedürfniß gezogen und der Flachsbau ist ganz unbeträchtlich.

Der Ertrag an Wiesenfutter wird mit ganz geringer Ausnahme in den Orten selbst verbraucht und daneben zur Unterhaltung des nöthigen Viehstandes der Futterkräuterbau noch eifrig gepflegt.

Die meisten Orte haben eine beträchtliche Obstzucht, die im Zunehmen begriffen ist und jetzt schon nicht selten einen namhaften Verkauf des Obstes nach Außen zuläßt.


  1. Über die Bodenverhältnisse s. die einzelnen Ortsbeschreibungen.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0047.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)