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außergewöhnlichen Naturereignissen bedroht; in sehr heißen Sommern leiden zuweilen die Kulturen an schutzlosen, südlichen Abhängen.

Bei den bedeutenden Anforderungen besonders an Streu, Gras etc. und dem verhältnißmäßig kleinen Waldareal, ist es wohl erklärlich, daß die Waldungen, mit Ausnahme der dem Staat und der Hofdomänenkammer gehörigen, etwas herunter gekommen sind, namentlich befinden sich die Gemeindewaldungen von Bönnigheim nicht in dem besten Zustande; übrigens wird im Allgemeinen auch von Seiten der Gemeinden für die Emporbringung der Waldungen Manches gethan, besonders um die zurückgekommenen Districkte mittelst künstlicher Saat und Anpflanzung wieder in Aufnahme zu bringen. Auch in den Beständen werden Blößen und Stumpenlöcher mit entsprechenden Holzpflanzen ausgesetzt, und zu diesem Ende in den Saatschulen, namentlich in denen der Gemeinden Bönnigheim und Löchgau die nöthigen Holzpflanzen, wie Rothbuchen, Ahorn, Eschen, Eichen und zuweilen Ulmen nachgezogen.

Die Staats- und Hofkammerlichen Waldungen werden meist als Mittelwaldungen im 40jährigen Umtrieb bewirthschaftet, wobei man übrigens, je nachdem die Bestände geeignet sind, eine Umwandlung in den Hochwaldbetrieb beabsichtigt. Die Bewirthschaftung in den Hofkammerlichen Waldungen ist zum Theil eine ganz besondere und durch Gerechtigkeiten auf das Unterholz, die Streu und das Gras bedingt, namentlich bei Freudenthal, wo nur das Oberholz der K. Hofkammer zusteht. Die Staatswaldungen des Reviers Eglosheim, welche früher als Wildpark umfriedigt waren und als Mittelwaldungen bewirthschaftet wurden, werden gegenwärtig theils durch Ansäen, theils mittelst Pflanzung in einen Forchenhochwald übergeführt, so daß mit dem Ablauf der gegenwärtigen Periode diese Waldungen, mit Ausnahme einiger Eichen-Oberholzstämme, nur junge Forchenbestände nachweisen werden.

Die Nadelholzbestände werden in einer Umtriebszeit von 60–70 Jahren bewirthschaftet. Die übrigen den Gemeinden gehörigen Waldungen, deren Unterholz aus einem Gemische von den verschiedensten Holzarten, das Oberholz aber meist aus Eichen besteht, werden als Mittelwaldungen in 20–25jährigem Umtriebe behandelt. Eigentliche Niederwaldungen sind nur wenige vorhanden. Nicht nur für die Waldungen des Staats und der Hofdomainenkammer, sondern auch zum größeren Theil für die der Korporationen sind geregelte, von Forstverständigen entworfene Wirthschaftsplane, aufgestellt.

Im ganzen Bezirk beträgt das Nutzholz der Laubwaldungen etwa 15 % der ganzen Holzproduktion; der durchschnittliche jährliche Zuwachs wird zu 1/2 Klafter per Morgen angegeben.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0054.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)