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Der Begräbnißplatz umgab früher die Kirche, wurde aber schon längst außerhalb der Stadt (südöstlich) angelegt und 1824 bedeutend erweitert; er ist mit einer Mauer umgeben, sein Flächenraum beträgt etwa 11/2 Morgen.

2) Das Oberamtsgericht, früher die geistliche Verwaltung, ein altes auf die südwestliche Stadtmauer stoßendes Gebäude mit schöner Aussicht in das Enzthal.

3) Das Oberamteigebäude hat 3 Flügel, wovon der eine, auf die südöstliche Stadtmauer gebaute, ziemlich alt und noch mit einem Staffelgiebel versehen ist; die Lage des Gebäudes ist hoch und gewährt eine freie und äußerst liebliche Aussicht in das Neckarthal; daneben das oberamtliche Gefängniß (s. oben S. 73).

4) Das ansehnliche Dekanatsgebäude liegt in der Kirchgasse unweit der Kirche; es wurde laut an dem Gebäude befindlichen Jahreszahlen 1572 erbaut und 1752 renovirt und erweitert. In früheren Zeiten ruhte die Baulast auf dem Collegiatstift Baden, bis sie im J. 1809 an Württemberg überging.

5) Die moderne Wohnung des Diacons, welche gegenüber der Kirche liegt, wurde im Jahr 1832 namhaft verbessert und befindet sich nun in gutem baulichen Zustande.

6) Die zunächst (nördlich) der Kirche gelegene lateinische Schule, ein sehr geräumiges Gebäude, in welchem sich überdies noch die Wohnung des Präceptors und 2 deutsche Knabenschulen befinden.

7) Gegenüber der lateinischen Schule steht das Schulgebäude, in welchem sich die Elementarschulen, die Mädchenschule und die Classe des Collaborators befinden. In einem nördlich anstoßenden Gebäude sind die Wohnungen der Lehrer eingerichtet; der Collaborator bewohnt gegen Hausmiethe-Entschädigung eine Privatwohnung.

8) Das Steinhaus (s. die Abbild. S. 93), ein altes mit 5′ dicken Mauern massiv erbautes Gebäude, steht auf dem höchsten Punkt der Stadt an der südöstlichen Stadtmauer zunächst des oberen Thurms, mit dem es ohne Zweifel ursprünglich in engster Verbindung stand. Einige schmale, spitzbogige Fensterchen und die mit steinernen Bänken versehenen Fensternischen, welche nach der ursprünglichen Bauweise sich noch erhalten haben, zeugen von dem hohen Alter dieses Hauses. Ursprünglich mag das Gebäude irgend einer adeligen Familie als feste Wohnung (Burg) gedient haben, gegenwärtig befinden sich in demselben die Oberamtsgerichtlichen Gefängnisse und die Wohnung des Oberamtsgerichtsdieners.

9) Die herrschaftliche Zehentscheuer, an die Westseite der großen Kelter angebaut.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0100.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)