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Besigheim angelegt hatten, s. den allg. Theil. Auf den Distrikten Schimmelfeld und Häslach gräbt man nicht selten thönerne Teichel als Reste einer früheren Wasserleitung aus; ob aber diese römischen oder mittelalterlichen Ursprungs sind, läßt sich nicht bestimmen, da die Teichel weder Zeichen noch Töpferstempel tragen.

Ein hiesiges castrum Valerianum, welches der römische Kaiser Probus erbaut haben soll, gehört der Fabel an.

Geschichtliches. In der deutschen Zeit war der Ort ursprünglich Reichsgut; seine älteste Schreibung ist Basincheim; eine spätere Baesinkain, Besenkeim (z. B. Oppidum Besenkeim in Urkunde v. 1277 bei Schoepfl. Hist. Zar. Bad. 5, 266). Die früheste Kunde, welche man von dem Namen hat, ist aus den Jahren zwischen 1043–1077, die Kaiserin Agnes, Gemahlin Heinrich’s III., welche in dieser Zeit lebte, vergabte den Hof (curtis) Besigheim mit allen Zugehörungen (an Dienstleuten beiderlei Geschlechts, Hofstätten, Gebäuden, Äckern, Feldern, Wiesen, Weiden, Jagden, Wassern, Mühlen, Fischereien, Wegen und Stegen etc.) an das Kloster Erstein in Elsaß (diese Thatsache ist zwar nicht mehr aus der Original-Urkunde, dagegen aus der sogleich anzuführenden Urkunde K. Friedrich’s I. v. J. 1153 bekannt).

Genanntes Kloster blieb jedoch nur bis zum Jahr 1153 oder kurz vorher in diesem Besitz und überließ ihn damals schenkungsweise an den Markgrafen Hermann von Baden, welcher sich ohne Zweifel um das Kloster verdient gemacht hatte und auf dieses Gut, wegen der Nähe der badischen Besitzungen Reichenberg, Backnang etc., einen besondern Werth legen mochte; unter dem 12. Juli 1153 gab K. Friedrich, im Kloster Erstein selbst anwesend, seine Bestätigung zu dieser Schenkung. Fortan verblieb Besigheim, welches wohl schon im 13. Jahrhundert zur Stadt heranblühte, bis zum Jahre 1595, ein Paar Unterbrechungen abgerechnet, den Markgrafen von Baden. Am Ende des 12. Jahrhunderts oder im 13. mögen diese Markgrafen die zwei obengenannten, der Zeit trotzenden Berchfriede (Thürme) gebaut haben; die älteste Nachricht, welche man von dem Bestehen, wenigstens eines dieser Thürme (ungewiß welches) besitzt, weist auf das Jahr 1312; damals diente ein solcher dem Grafen Eberhard dem Erlauchten von Württemberg zum Zufluchtsort, als derselbe als flüchtiger Reichsächter bei dessen Besitzer, dem Brudersohn seiner Gemahlin, Markgrafen Rudolf Hesso von Baden, ein Versteck suchte. Nach dem Ableben des genannten Markgrafen, im J. 1335, hatte dessen Wittwe, Johanna von Mömpelgart, früher Gemahlin des Grafen Ulrich von Pfirt und seit 1336 in dritter Ehe Gemahlin des Grafen Wilhelm von Katzenellenbogen, von welch letzterem sie häufig getrennt

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0110.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)