Seite:OABesigheim0115.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schifffahrtscanals mit Schleuße anordnete, deren Ausführung in die Jahre 1838 und 1839 fällt. Der Canal mit dieser Schleuße ist 1200′ lang, liegt auf dem rechten Neckarufer an der östlichen Gränze des Oberamts-Bezirks, an das Oberamt Marbach gränzend, gegenüber der Klein-Ingersheimer Mühle, mit dem Neckarbett und dem Wehr eine kleine Insel bildend, durchzieht 2 Markungen, Groß- und Klein-Ingersheim, zweigt unterhalb der s. g. Hirsenmühle vom Neckar ab, um unterhalb dem Wehr sich wieder mit diesem zu vereinigen. Die Schleuße mit starken Wänden von Quadersteinen, ist vom Oberhaupt bis zum Unterhaupt 216′ lang, zwischen den Thoren 172′ lang und 16′ breit und wird von eichenen gegen einander schlagenden Thoren oberhalb und unterhalb geschlossen, kann durch Umlauf-Canäle mit Schützen, die im Unter- und Oberhaupt angebracht sind, gefüllt und geleert werden.

Die etwa 5′ Fall habende Schleuße wird in wenigen Minuten gefüllt und geleert und von einem dazu aufgestellten Schleußenwärter bedient, dessen Wohnung zum Schutze vor Hochwasser auf einer Anhöhe des rechtseitigen Neckarufers erbaut ist. Die Schleuße können größere Schiffe nur ohne Anhängnachen passiren und müssen diese besonders geschleußt werden.

Von den Flößern wird die alte Schiffgasse, die seit der Erbauung des Canals zu einer Floßgasse umgewandelt, benutzt, und dem Müller von jedem Floß eine Durchlaß-Gebühr bezahlt.

Mundelsheimer Schiff- und Floßgasse.

Das Wehr bei Mundelsheim (Oberamt Marbach) wird an dem linken Ufer nur von einer Schiff- und Floßgasse durchschnitten, die zwar ein bedeutendes Gefäll hat, das die Zugthüre bei der Durchfahrt zu Berg sehr anstrengt, aber nicht so stark ist, daß eine Schleußen-Einrichtung nöthig wäre. Wenn Schiffe passirt sind, wird sie durch s. g. Schließbalken von einem Wärter geschlossen, damit der Müller bei kleinem Wasser keinen Mangel an Aufschlagwasser erleidet.

Hessigheimer Schleuße.

Um das Hessigheims Wehr übersteigen zu können, wurde eine hölzerne Kammerschleuße 162′ lang, 15′ 7″ weit, hart neben der am rechten Neckarufer und dem Mühlkanal liegenden Getreidemühle, einige tausend Fuß oberhalb dem Ort Hessigheim erbaut, deren Zuflußcanal zugleich Mühlcanal sich einige 100′ oberhalb am Wehr vom Neckar trennt und beim Ort unterhalb wieder mit dem Neckarfluß vereinigt; sie wird oben mit Schließbalken und unten mit einer Tunnelfalle (eine Falle an einem starken, langen Hebel) geschlossen, nicht, wie die Ingersheimer mit Thoren.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0115.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)