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Geburten waren 10,8 unehelich, oder die unehelichen verhielten sich zu den ehelichen wie 1:8,3.

Gestorben sind in dem genannten Zeitraum jährlich 101,4 (50,7 männl., 50,7 weibl.); es kommen sonach auf 1000 Einwohner 34,2 Todesfälle (1 Todesfall auf 29,3 Lebende), und zwar auf 1000 Personen männlichen Geschlechts 35,3, auf 1000 weibl. Geschlechts 33,1 Gestorbene.

Auf 100 Sterbefälle treffen 121,8 Geburten, und es beträgt der natürliche Zuwachs zur Bevölkerung von 1836–46 221 Seelen (153 männl., 68 weibl.); der Zuwachs überhaupt 190 (140 männliche und 50 weibliche), d. i. 0,66 Prozent jährlich.

Berühmte oder doch ausgezeichnete Bietigheimer sind:

Joh. Carion, geb. den 22. März 1499, hauptsächlich auf der Hochschule zu Wittenberg gebildet, Professor der Mathematik zu Frankfurt an der Oder, churfürstlicher Mathematiker zu Berlin, als welcher er den Churfürsten Johann I. in der Astronomie unterwies. Er starb zu Berlin 1538. Seine Schriften sind u. A.: ephemerides (von 1536 bis 1550), practica astrologiae; besonders berühmt machte er sich durch seine ursprünglich deutsch geschriebene Chronik, an welcher Phil. Melanchthon vielen Antheil hatte und welche häufig, auch in mehrere Sprachen übersetzt, herausgegeben wurde.

Sam. Hornmold, geb. den 28. Sept. 1537, Sohn des aus der württembergischen Reformationsgeschichte bekannten Sebastian Hornmold, welcher damals Vogt zu Bietigheim war und sich als solcher große Verdienste um die Stadt erwarb. Der Sohn studirte in Tübingen und in Wittenberg, wo er Melanchthon’s Hausgenosse war, machte Reisen durch Frankreich, wurde Licentiat der Rechte in Dole, Doctor und Professor der Rechte in Tübingen, markgräflich badischer Rath, Syndikus in Heilbronn 1575, und starb dort am 1. Febr. 1601. Er war ein ausgezeichneter Jurist, der auch viel in Staatsgeschäften gebraucht wurde.

Joh. Joach. Schülin, geboren am 5. März 1588, gestorben als Consistorialrath und Stiftsprediger zu Stuttgart den 18. August 1658. Ein gelehrter Theologe und trefflicher Prediger.

Der noch lebende Staatsminister Carl Christian Gottlob v. Gärttner, geboren den 14. Sept. 1788, Finanzminister in den Jahren 1844 bis 1848; durch königl. Ernennung v. 26. Jan. 1842 lebenslängliches Mitglied der ersten Kammer der Stände des Königreichs.

Die Einwohner, im Allgemeinen von gesunder Körperbeschaffenheit, sind sehr fleißig, sparsam und haben viel religiösen Sinn; ihre Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen, wie denn der sog. Mittelstand vorherrschend ist. Die Erwerbsmittel sind hauptsächlich Ackerbau, Weinbau und Viehzucht; auch die vorhandenen vielen kleinen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0124.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)