Seite:OABesigheim0132.jpg

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Bietigheim gedeckt haben, um so mehr als hier gerade 2 Flüsse sich vereinigen, welche Stellen bekanntlich die Römer auszuwählen pflegten. Diese Vermuthung wird auch durch Spuren unterstützt, welche in der Nähe des Orts ehemalige röm. Wohnplätze andeuten; man findet nämlich auf dem sog. Weilerbrunnen 1/4 Stunde nördlich der Stadt, wo nach der Volkssage ein Ort gestanden sein soll, namhafte Grundmauern römischer Gebäude, röm. Ziegel und zuweilen röm. Münzen; nicht ferne dieser Stelle wird ein hoher Punkt, von dem man bei günstiger Beleuchtung die Kuppe des Hohenstaufen sehen kann, die „Lug“ genannt. Etwa 1/4 Stunde östlich der Stadt auf dem sog. Weilerle an der Vicinalstraße nach Groß-Ingersheim werden häufig röm. Ziegel, Bruchstücke von Heizröhren und Gebäudeschutt ausgegraben; auf dieser Stelle soll nach der Sage ein Ort Hofen gestanden sein.

Unweit des sog. Forstwaldes stieß man bei der Eisenbahn-Anlage auf reihenweise angelegte Steingräber, welche menschliche Gerippe, Waffen und Schmuckgegenstände enthielten, die der früh-alemannischen Periode angehören; in der Nähe derselben soll eine Kapelle gestanden sein und noch wird die Stelle „Lorenzen“ genannt. Im Enzthal 1/2 Stunde nördlich von Bietigheim lagen die längst abgegangenen Orte Ober- und Unter-Hagenau; am letzteren Punkt soll von Canstatt her eine alte Straße, welche die Hornmoldsklinge herunter und mittelst einer hölzernen Brücke über die Enz lief, vorbeigeführt und ihren weiteren Zug gegen Löchgau genommen haben. Die Burg der Herren von Bietigheim lag in der Stadt selbst bei der Pfarrkirche; eine Burg Eberstein aber stand auf einem Felsen im Forstwald 1/2 St. nordöstlich der Stadt oben an dem Abhange gegen die Enz; von letzterer will man Anfangs des gegenwärtigen Jahrhunderts noch einen unterirdischen Gang gesehen haben. Einen vorspringenden Felsen des Ebersteins ließ König Friedrich mit einem nicht mehr bestehenden Geländer versehen, weil er diese Stelle, die von der Zeit an Fürstenstand genannt wurde, von dem damals nah gelegenen Wildpark aus öfter besuchte und sich zuweilen der schönen Aussicht erfreute. Der im Rücken des Fürstenstands sich ausdehnende Forstwald ist als ehemaliger Wildpark noch mit mehreren sich kreuzenden Richtstätten durchzogen, in deren Mittelpunkt schon Herzog Karl einen achteckigen Pavillon hatte erbauen lassen, welcher, wie der Park, erst nach dem Tode des Königs Friedrich im Jahr 1816 abging.

Geschichtliches. Die Stadt, welche mit mehreren gleich oder ähnlich lautenden Orten, z. B. Bietigheim bei Rastatt, Büttikon bei Vilmergen in der Schweiz, nicht zu verwechseln ist, wird in älterer und ältester Zeit geschrieben: Buadincheim, Budincheim, Biutincheim, Buetinckeim, Bütighain; ihre früheste bekannte Nennung fällt ins Jahr 789

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0132.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)