Seite:OABesigheim0140.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und ein Teufel angebracht ist, der sie herabzuziehen sich bemüht; an der linken Flügelthüre ist unter anderen Figuren eine männliche, knieende dargestellt, zu deren Füßen ein Wappenschild steht, der einen Halbmond enthält, aus dem ein Arm, mit einem Blumenstrauß in der Hand hervorragt. Auf der Predella des Altarschranks ist das heilige Abendmahl in halberhabener Arbeit vortrefflich abgebildet. Außer diesem Kunstwerk befindet sich in dem Chor noch ein weiteres, ein mit reicher Sculpturarbeit ausgeführtes Tabernakel, an dem das v. Lierheim’sche Wappen angebracht ist. An der nördlichen Wand stehen vier im Renaissance-Style, gut gearbeitete Grabdenkmale, von zwei Herren von Liebenstein nebst ihren Frauen, deren Unterschriften absichtlich getilgt wurden; auf der entgegengesetzten südlichen Seite befindet sich das ziemlich roh ausgeführte Monument des Bastian von Kirchheim, † 1560. Die Sacristei hat ein doppeltes Kreuzgewölbe, an dessen Schlußsteinen das v. Liebenstein’sche und das v. Neipperg’sche Wappen abgebildet sind. Endlich ist noch eines in der Kirche hängenden Gemäldes zu erwähnen, das zum Andenken an die große Fruchtbarkeit einer gewißen Barbara Schmotzerin gestiftet wurde; auf demselben ist ein Vater mit 38 Söhnen und eine Mutter mit 15 Töchtern abgebildet. Bei dem Vater steht „Anno dni 1504 starb der Ehrsame Christian Adam Strazmann, deme Gott gnädig vnd Barmherzig sein Wolle. Adam Strazmann mit seinen 38 Söhnen.“ Bei der Mutter ist angeschrieben: „Anno dni 1503 starb die Erbare Fraw Barbara Schmotzerin, deren Gott gnädig vnd Barmherzig sey. Barbara Schmotzerin, Adam Strazmanns Eheliche Hauß-Fraw mit ihren 15 Töchtern, Söhn und Töchter zusammen in Einer Summ 53 von Einer Ehe gebohren.“ Unter dem Bilde steht:

Durchgehn Alle Landt Vnd Königreich Vnd Liß Alle Historien deß Gleich
So Findestu Vnder allen Frawen. die Von Wunder Wegen Ist Anzuschawen,
Als dise die Vihl Kinder hat Gebohren. Die Gott von Bönigheimb hat Auserkohren
Der durch sein Geburth Von einer Jungfrawen diesen Frawen Kinder das Himmelreich
Läst Anschawen Von Christus Geburth 1498 Ists Geschehen,
Wir werden dergleichen Frawen Koum Mehr Sehen.

In einer in dem städtischen Archiv aufbewahrten Urkunde ohne Datum, abgeschrieben von Stadtschreiber Sußdorff 1789, ist bemerkt, dasselbe Gemälde sei auch am alten Rathhause gewesen; in dieser Urkunde wird ferner angeführt: „Wegen diser wunderbar Geschicht hat Kayser Ferdinandus I. A. 1519 von dieser Stadt Kundschaft begehrt, so ihme auch ertheilt worden.“ Vergl. auch Crusius Ann. Suev. pars 3. lib. 11. cap. 23., wo gesagt wird, die 53 Kinder seien alle zur Taufe

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0140.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)