Seite:OABesigheim0170.jpg

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Württemberg, 1686 in einem einfachen Styl erbaut,[1] ist an der nordöstlichen Seite des Dorfs gelegen; das geräumige, jedoch durch Emporkirchen etwas verdunkelte Innere enthält 3 Grabdenkmale: 1) von dem Minister Forstner v. Dambenoy, welches Herzog Friedrich Karl, Administrator, diesem seinem Liebling und Minister 1687 errichten ließ; 2) von Hans Carl v. Thüngen, kaiserl. Generalfeldmarschall, † 1709[2] und 3) von Adam Hermann Heinrich von Thüngen, † 1723, einem Agnaten des vorhergehenden. Außerhalb der Kirche, an der nördlichen Seite, befindet sich ein Grabstein der Rosine von Winterstetten, † 1599 den 26. März. In der Gruft unter der Kirche ruht obiger Hans Carl v. Thüngen, dessen Überreste, nachdem der vermoderte Sarg abgefallen ist, noch jetzt mit Spuren von Kleid und Orden zu sehen sind. Der viereckige, oben in ein Achteck übergehende Thurm trägt ein Bohlendach; auf ihm hängen zwei Glocken, von denen eine weder Zeichen noch Schrift hat und die andere von Heinrich Kurtz in Stuttgart 1823 gegossen wurde. Die Unterhaltung der Kirche wie auch des Gottesackers hat die K. Hofkammer, wozu ihr aber der Ortsheilige nach einem Vertrag von 1801, eine jährliche Aversalsumme von 6 fl. zu reichen hat.

Der christliche Begräbnißplatz war früher an der Kirche, später wurde er an das südwestliche Ende des Dorfs, und nachdem man anfing Häuser außerhalb desselben zu erbauen, im Jahr 1835 an den Waldsaum nördlich des Dorfs verlegt und hier vergrößert.

Das 1775 erbaute, gut eingerichtete Pfarrhaus, welches Eigenthum der Hofkammer ist, liegt ziemlich entfernt von der Kirche im südöstlichen Theile des Orts und befindet sich in gutem baulichen Zustande. Das an der Hauptstraße in der Mitte des Orts gelegene Rathhaus, früher Schulhaus, war 1811 zu einer Maierei eingerichtet und wurde 1817 von der Gemeinde zu dem gegenwärtigen Zweck erkauft; im untern Stockwerk desselben ist ein Gemeindebackofen eingerichtet. Dem Rathhaus gegenüber steht die Gemeindekelter; im oberen Stockwerk,


  1. Die Kirche wurde den 17. April eingeweiht, bei welcher Gelegenheit ein, bei der Eroberung von Neuheusel von einem Offizier gefangen genommenes türkisches Mädchen, welches die Herzogin im christlichen Glauben unterrichten ließ, getauft wurde.
  2. In der Mitte steht, über schwarzem Hintergrund, der Held lebensgroß von Alabaster, in voller Rüstung. Die Bedeckung, welche er im Leben an der Stelle des verlornen Auges trug, ist im Bild wiedergegeben. Von oben herab krönt ihn ein Engel. Rechts von dem Engel kniet Mars, links sitzt Pallas etc. Unten erscheint Thüngen nochmals zu Pferde, die Reiterei in den Streit führend, im Hintergrund die Festung Philippsburg. Weiter unten die in Erz gegossene lateinische Inschrift.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0170.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)