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sondern auch aus der Baumschule des Schloßgartens ihre jungen Stämme theilweise beziehen können; eine weitere Baumschule ist mit dem neu angelegten Begräbnißplatz verbunden.

Auf der Markung liegen etwa 400 Morgen Waldungen, welche Eigenthum der K. Hofkammer sind, aus denen aber die Gemeinde das Unterholz erhält, so daß jedem Bürger jährlich 40–50 St. Wellen zukommen; den Holzmacherlohn hat die Gemeinde zu bestreiten. An dem Steinbach werden Erlen und Weiden gepflanzt, deren Ertrag theils zum Brennen, theils zum Korbflechten verwendet wird.

Die Rindviehzucht ist nicht ausgedehnt; sie beschäftigt sich mit einer guten Landrace, welche durch 2 Farren unterhalten wird. Die Farrenhaltung liegt der K. Hofkammer ob, welche sie gegen die Nutznießung von 3 Morgen Acker und 2 Morgen Wiesen, nebst 77 fl. jährlich einem Ortsbürger übertragen hat. Die Viehmastung ist nicht beträchtlich. Schweine werden nicht gezüchtet, dagegen viele Ferkel auswärts, besonders in Vaihingen aufgekauft und für den eigenen Bedarf gemästet.

Die Zucht des Geflügels ist unbedeutend, ebenso die der Bienen.

Die Handwerker dienen, mit Ausnahme des Wagners Motz, welcher sehr gute Putzmühlen verfertigt und sie nach Außen absetzt, nur den örtlichen Bedürfnissen. Schildwirthschaften und Krämereien sind mehrere vorhanden.

An der christlichen wie an der jüdischen Volksschule ist je ein Lehrer angestellt; die 1819 gegründete Industrieschule wird von der Centralstelle des Wohlthätigkeitsvereins unterstützt, während die K. Hofkammer hiezu ein freies Local einräumt und überdies noch 3 Klafter Holz jährlich reicht. Durch den Ort geht die Staatsstraße von Heilbronn nach Pforzheim, von welcher schon auf Erligheimer Markung eine Vicinalstraße nach Erligheim abzweigt. Eine weitere Staatsstraße geht nach Bietigheim und eine von der Gemeinde zu unterhaltende Vicinalstraße nach Besigheim. Die Gemeinde hat das Recht jährlich zwei Vieh- und Krämermärkte (den 25. Juli und den 6. Novbr.) abzuhalten.

Über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt s. Tabelle III.; die Gemeinde besitzt außer ihrem geringen Kapitalvermögen noch etwa zwei Morgen Güter, aus denen sie jährlich 30–32 fl. bezieht, und hat das Recht, Pflastergeld einzuziehen, was ihr 100–115 fl. jährlich einträgt. Die Umlage des Gemeindeschadens ist daher bedeutend und beträgt gegenwärtig 1100–1200 fl.

Den der k. Hofdomänenkammer ganz zugehörig gewesenen großen, kleinen und Weinzehenten, hatte dieselbe an die Gemeinde vom Jahr 1819 an auf längere Zeit verpachtet, gegen einen bestimmten jährlichen Betrag an Naturalien, deren Preise jedoch von Periode zu Periode einer neuen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0173.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)