Seite:OABesigheim0213.jpg

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Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege. Der 1843 vergrößerte Begräbnißplatz für die ganze Parochie, liegt an der nördlichen Ringmauer außerhalb des Orts. Etwa 200 Schritte östlich der Kirche liegt ziemlich erhöht das wohlerhaltene Pfarrhaus mit schönem Garten, der bis an die Ringmauer sich hinzieht. Die Unterhaltung desselben hat die K. Hofdomänenkammer zu besorgen. Das an dem Begräbnißplatz gelegene Schulhaus wurde 1828 erbaut und 1841 vergrößert; ganz in der Nähe desselben steht das für die Wohnungen der Lehrer eingerichtete Gebäude. Unfern der Kirche, beinahe in gleicher Höhe mit derselben, befindet sich das sehr ansehnliche, über die nebenliegenden Gebäude hervorragende, mit Thürmchen und Glocken versehene Rathhaus, welches, seines Alters ungeachtet, noch gut erhalten ist. Die große Gemeindekelter und das Schafhaus stehen am westlichen Ende des Orts. Gutes Trinkwasser liefern 12 Pump- und 2 laufende Brunnen; von den letzteren befindet sich einer am südlichen Ende des Orts, welcher das ganze Jahr hindurch gleich laufend, besonders gutes Wasser spendet und in einem steinernen Gewölbe, auf dem die Jahreszahl 1558 steht, gefaßt ist. Früher bestand in der Nähe dieser Quelle ein Badhaus, jetzt Rothgerberei.

Die Luft ist rein und mild; Frühlingsfröste schaden zuweilen den feineren Gewächsen, welche jedoch im Allgemeinen gut gedeihen und deßhalb auch gepflegt werden. Hagelschlag ist selten, indem der Wunnenstein eine Wetterscheide bildet.

Die kräftigen und regsamen Einwohner, deren Vermögensumstände im Allgemeinen zu den mittelmäßigen gehören, ernähren sich hauptsächlich durch Ackerbau, Viehzucht und etwas Weinbau.

Ausgezeichnete Ilsfelder sind: der bereits genannte Joh. Geyling (wie er sich selbst schrieb, gewöhnlich Gayling geschrieben), ein Mann von großer Gelehrsamkeit und standhaftem Glaubenseifer. In Wittenberg für die evangelische Lehre gewonnen, verkündigte er diese, nachdem er im Jahr 1520 u. folg. seine theologischen Studien zu Tübingen vollendet hatte, an seinem Geburtsorte. Im J. 1523 von der österreichischen Regierung verjagt, zog er als Hofprediger nach Mömpelgart und Hohentwiel zu seinem gleichfalls vertriebenen Herzog. Darauf kam er, nachdem der Herzog seine Hofhaltung hatte möglichst beschränken müssen, auf Empfehlung desselben im Jahr 1525 in gleicher Eigenschaft nach Heidelberg zu dem Kurfürsten Ludwig. Im J. 1528 wurde er von dem Markgrafen Georg von Anspach, an dessen Hof berufen, später versah er die Pfarrstelle in Feuchtwangen. Nach der Wiedereroberung des Landes berief ihn Herzog Ulrich zum Prediger nach Weinsberg (1535), durch das Interim 1548 von hier vertrieben, hielt er sich bis 1551 in Löwenstein

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0213.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)