Seite:OABesigheim0227.jpg

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Württemberg hatte schon vor dem Jahr 1442 Antheil am Dorfe; wenigstens erscheint dasselbe im genannten Jahre bei der württembergischen Landestheilung im Antheile Graf Ulrich’s (Steinhofer, Württemb. Chron. 2, 827); der Hauptsache nach kam es bleibend an Württemberg erst in den Jahren 1673 und 1678 in zwei Käufen mit dem Schlosse Liebenstein (s. unten) und wurde Kammerschreibereigut. Doch hatte die Ritterschaft Kanton Kochers noch die Steuer (solche wurde im Jahr 1759 von 199 fl. 46 kr. auf 253 fl. 24 kr. erhöht) und behielt im Vergleich mit Württemberg vom Jahr 1769 das jus collectarum cum omnibus juribus annexis ausdrücklich eingeräumt (Cramer, Wetzlar. Nebenstunden 112, 601). Als im Jahr 1805 diese ritterschaftlichen Rechte ihre Endschaft erreicht hatten, kam den 17. Oct. 1806 durch Staatsvertrag mit Baden noch an Württemberg „die Lehenherrlichkeit über das halbe Dorf Kaltenwestheim, welches Albrecht von Liebenstein und Graf von Gronsfeld an Württemberg gebracht haben.“

b) Schloß Liebenstein, hofkammerliche Domäne, Sitz eines Hofkammer-Försters, früher des ehemaligen Staatskellers, liegt 1/4 Stde. südlich vom Mutterort auf einem zwischen zwei Thälchen hinziehenden, steil abfallenden, schmalen Bergrücken und war somit von Natur auf drei Seiten fest; die südöstliche, zugängliche Seite ist mittelst eines tiefen Grabens künstlich befestigt worden.

Liebenstein zerfällt in den alten (untern) und in den neuen (obern) Schloßtheil; ersterer ist von den Ringmauern und Gebäuden des neuen Schlosses umgeben und befindet sich gleichsam in dem unteren Hofraum des letzteren. Das alte Schloß selbst stand auf einem Muschelkalkfelsen, der mit Graben und Wall umgeben war; ein alter viereckiger, noch gut erhaltener Thurm und die Grundreste von drei Gebäuden, welche an denselben angebaut waren oder in dessen Nähe standen, zeugen noch von der ehemaligen Festigkeit der alten Burg, deren Ausdehnung übrigens nicht sehr bedeutend gewesen zu sein scheint. Der Thurm ist sehr hoch und bis zu den noch erhaltenen, gegenwärtig mit einem einfachen Zeltdach versehenen Zinnen massiv aus Muschelkalksteinen erbaut; an der nordöstlichen Seite desselben befindet sich, etwa 20′ über der Erdfläche, der rundbogige Eingang, welcher in den Thurm auf einen massiven Fußboden führt, in dessen Mitte eine viereckige Öffnung angebracht ist, durch welche man in das unterste Gelaß, das Burgverließ, gelangte. Nahe an dem Eingange, an der nordwestlichen Innenwand, sieht man noch die Reste eines Kamins und Kaminschooßes, ähnlich den in den Besigheimer Thürmen vorkommenden; im Übrigen bestand der Einbau des Thurms nur aus Holz, was die in Stockwerkhöhe über einander an den Innenseiten der Wände hervorragenden Kragsteine, auf denen hölzerne

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0227.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)