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d) Der Pfahlhof liegt in einem anmuthigen, stillen Waldthälchen (Pfahlhof-Thal) 1 Stunde südöstlich vom Mutterort an der Vicinalstraße von Winzerhausen nach Kaltenwesten.

Auf den Hof, jetzt aus einigen ansehnlichen Gebäuden und einer Gastwirthschaft bestehend, werden aus den Gegenden von Backnang, Murrhardt etc. Weinpfähle zum Verkauf gebracht, daher der Name und die Entstehung desselben. Im J. 1722 ließ nämlich die herz. Kammerschreiberei das Wirthshaus nebst Ökonomiegebäude und 50′ tiefem Schöpfbrunnen inmitten der Liebenstein’schen Waldungen erbauen, um den Fuhrleuten, besonders denen, welche Pfähle und Schnittwaaren in die Gegend und in das Zabergau bringen, ein Abstandquartier zu verschaffen. Mit dem Wirthshause wurde eine kleine Meierei von etwa 60 Morgen Gütern verbunden, welche theils von dem Schloßgut Liebenstein abgetrennt, theils durch Ausstockung eines Waldstücks und Cultivirung öder Flächen gewonnen wurden.

In den ersten 50 Jahren wurde das Gut mit der Wirthschaftsgerechtigkeit und dem Recht zum Pfahlhandel je auf eine Reihe von Jahren verliehen, im Jahr 1772 aber in Erbpacht gegeben.

Später haben die Erblehenbesitzer das gegenwärtig vorhandene zweite Wohnhaus mit Scheune aufgeführt, und das Ganze ist nun in Folge der gesetzlichen Lehens-Eignung Privatgut geworden.

Unfern des Hofs wird ein Walddistrict „Geiselhausen“ genannt, in welchem man noch Spuren von Grundmauern und einen Graben findet; auch heißt es in dem Überschlag zur Erbauung des Pfahlhofs unter Anderem, daß die Steine zu dem Bauwesen in einem nahe gelegenen Wald von einer 21/2′ dicken Fundamentmauer genommen werden. Nicht weit von dieser Stelle befinden sich 2 Grabhügel (s. den allg. Theil).


Kirchheim am Neckar,
Gemeinde II. Kl. mit 1705 Einw., worunter 2 Kathol. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Stockheim, Oberamts Brackenheim, eingepfarrt.

Das schon seit dem Jahr 1683 marktberechtigte Pfarrdorf Kirchheim liegt 5/4 Stunden nördlich von Besigheim auf der linken Seite des ganz nahe vorbeifließenden Neckars, gerade an einer Stelle, wo der steile Thalabhang sich von dem Fluß entfernt und in einem hufeisenförmigen Bogen an Hohenstein und Hofen vorüber ziehend, gleichsam eine weite Thalbucht bildet, welche ein äußerst fruchtbares Gelände einschließt und zur reizenden Lage des Orts viel beiträgt. Durch den sehr ansehnlichen, mit steinbeschlagenen, reinlichen Straßen versehenen Ort, fließt der hier in den Neckar einmündende Mühlbach; auf der linken Seite

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0235.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)