Seite:OABesigheim0247.jpg

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bewirthschaftet werden. Jeder Bürger erhält jährlich 15–20 St. Wellen, aus dem Oberholz werden durchschnittlich 200 fl. für die Gemeindekasse erlöst.

Die Pferdezucht ist ganz unbedeutend, dagegen die Rindviehzucht, welche sich mit einer guten Landrace beschäftigt, verhältnißmäßig sehr ausgedehnt; das Faselvieh, bestehend in 2 Farren, hat ein Bürger von der Gemeinde zur Verpflegung, wofür demselben neben der Nutznießung von 9/4 Wiesen 66 fl. jährlich gereicht werden. Die Schafzucht ist seit 4 Jahren abgegangen, und was die Haltung von Schweinen betrifft, so werden Ferkel von Außen aufgekauft und nur für den eigenen Bedarf gemästet. Die Zucht der Ziegen, wie die der Bienen ist ganz unbedeutend und Geflügel wird nur für das örtliche Bedürfniß gehalten. Das Fischrecht im Neckar hat die gegenüber liegende Gemeinde Höpfigheim, O. A. Marbach.

Außer der, von auswärtigen Kunden besuchten, mit sechs Mahlgängen und einem Gerbgang versehenen Neckarmühle, deren ansehnliche Gebäude eine freundliche, malerische Gruppe bilden, arbeiten die im Ort ansäßigen Professionisten nur für das nöthigste örtliche Bedürfniß; als Nebengewerbe wird noch Handspinnerei getrieben. Im Ort befindet sich eine Schildwirthschaft und ein Krämer. Eine Vicinalstraße führt nach Groß-Ingersheim. Die für die Schifffahrt hier angelegte Schleuße ist oben (S. 114) unter Besigheim erwähnt.

Über das Vermögen der Gemeinde, wie über das der Stiftungspflege, siehe Tabelle III; besondere Stiftungen sind: ein Kapital, dessen jährliche Zinse (12 fl.) zu Brod für Arme verwendet werden, und eine Schulstiftung zu Anschaffung von Büchern für arme Kinder.

Die Gemeinde ist im Besitze von 40 Morgen Güter, welche theils an ältere Bürger zur Nutznießung ausgetheilt, theils um 300 fl. verpachtet sind.

Auf der Markung befinden sich einige theils der Gemeinde, theils Privaten gehörige Muschelkalksteinbrüche.

Den großen, kleinen, so wie den Heu- und Öhmd-Zehenten, hatte früher das Collegiatstift Baden (Stiftsschaffnerei Besigheim) zu beziehen; an dem Weinzehenten gehörten einst der geistlichen Verwaltung Bietigheim 6/9, der Grafschaft Baden 2/9 und den Edelleuten von Marbach 1/9. Letztmals waren sämmtliche Zehenten dem Staatscameralamt Bietigheim zuständig, gegen welches dieselben nach den neuesten Gesetzen mit einem Capital von 9246 fl. 35 kr. abgelöst wurden.

Auch die sonstigen an dieses Cameralamt zu entrichten gewesenen grundherrlichen Abgaben an Heller- und Gebäudezinsen, Küchengefällen, Gülten, Landachten, Theilgebühren, Bodenwein und Laudemien, sind

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0247.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)