Seite:OABesigheim0252.jpg

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befindet und das Trinkwasser für die Stadt aus 9, für das Dorf aus 13 Pumpbrunnen gewonnen werden muß. Aus dem Felde östlich der oberen Stadt war zwar vor etwa 50 Jahren das Wasser einer Quelle in jenen Stadttheil und auf die Insel zur Speisung von Rohrbrunnen zugeleitet, welche aber wegen öfteren Wassermangels wieder in Abgang kamen. Früher noch, im Jahr 1508, bestand in der Vorstadt beim sog. Badbrunnen (Galbrunnen) eine Badstube, welche Württemberg gehörte und in Kriegszeiten abging (s. Klunzinger a. a. O. S. 40).

Die tiefer gelegenen Theile der Stadt sind den Überschwemmungen sehr ausgesetzt, welche auch an den in der Thalebene gelegenen Feldern nicht selten Schaden anrichten. Aus früheren Zeiten sind bekannt die Überschwemmungen vom Jahr 1525 (s. unten), vom 8. Jan. 1651, wo das Gesims der Brücke gegen das Dorf weggerissen wurde, den 6. August 1661, ähnlich der von 1651, vom 20. Juli 1663, von 1687, 1743, 1784, 1789 und 1817. Die Wasserhöhe in diesen Jahren wurde aber von der im October 1824 übertroffen, wo die Brücke wieder bedeutend Schaden nahm, einige Häuser fortgeschwemmt wurden und das Wasser in den Zimmern des Wirthshauses zum Ochsen stand; es war noch im Steigen und bedrohte den Ort mit noch größerem Unglück, als der Neckar Morgens 4 Uhr plötzlich den Seedamm durchbrach und sein altes Bett wieder aufsuchte, wodurch er sich mehr ausbreiten konnte. Die Überschwemmung vom 1. August 1851, die ebenfalls Schaden anrichtete, erreichte den Wasserstand von 1824 nicht.

Von den verschiedenen Theilen des Orts (s. die frühere Ansicht desselben von M. Merian, Frankfurt 1640) war die ursprüngliche Stadt, gegenwärtig der östlichste Theil des Orts, sehr klein und bildete beinahe ein regelmäßiges, längliches Viereck, dessen Langseiten oben an den steilen Abhängen des schmalen Bergrückens, auf welchem das Städtchen liegt, hinziehen. Schon durch ihre Lage von zwei Seiten natürlich fest, wurde sie durch namhafte, großentheils noch vorhandene Mauern und Befestigungen, noch unzugänglicher gemacht; besonders waren es zwei tiefe ausgemauerte Gräben mit einem dazwischen liegenden Walle, welche an der schmalen Ostseite der Stadt den Bergrücken von einem Abhange zu dem andern quer durchsetzten und die nach den Terrainverhältnissen zugänglichste Stelle, bedeutend schützten. Überdieß stand noch an dieser Seite in der Mitte der Stadtmauer ein hoher, viereckiger Thurm mit tiefem Verließ, der erst in den 1770er Jahren, als man die Landstraße durch den oberen Theil der Stadt führte, abgebrochen und durch das gegenwärtige Heilbronner Thor ersetzt wurde. Die westliche, wegen des stärkern Abhanges gegen den Neckar etwas weniger zugängliche Seite der alten Stadt war ebenfalls durch Mauern und

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0252.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)