Seite:OABesigheim0255.jpg

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(1773) ging sie in Privatbesitz über, blieb aber eine Bannmühle bis auf die Gegenwart. Eine weitere, längst abgegangene Mahlmühle besaß die Stadt in der Nähe des Mühlthors.

Unter den öffentlichen und Privatgebäuden der Stadt sind außer den schon angeführten noch folgende zu nennen:

Die am östlichen Ende der Stadt gelegene Stadtkirche (Martinskirche), welche in ihrer ursprünglichen Anlage noch aus der grauen christlichen Vorzeit stammt (s. unten), im Laufe der Zeit aber so viele Veränderungen erlitt, daß derselben von ihrem früh-romanischen Baustyl außer einigen mit Fratzengesichtern verzierten Kragsteinen und Consolen im Innern der Kirche und einer rundbogigen, schön constituirten Nische an der nördlichen Außenseite nichts mehr geblieben ist; die spitzbogigen Eingänge gehören der germanischen und manches Andere einer noch jüngeren Periode an. Der Thurm, welcher an der Ostseite der ehemaligen Basilika steht und dessen unterstes Stockwerk die Stelle des Chors vertrat, ist viereckig und nur in seinem unterm Theile noch alt, indem zu Ende des vorigen Jahrhunderts wegen drohenden Einsturzes sein oberer, hoher, mit einem spitzigen Zeltdach gedeckter Theil abgetragen werden mußte. Auf den monströsen Rest des Thurms wurde dann ein achteckiges, hölzernes Thürmchen aufgesetzt, das mit dem übrigen Bau nicht im Einklang steht; die auf demselben hängende Glocke ist 1594 gegossen worden. Während des 30jährigen Kriegs ward die Kirche verödet, das Holzwerk wurde abgerissen und das schon dazu neu gezimmerte Holz wieder verbrannt. Den 19. Juni 1652 schlug der Blitz in den Thurm und beschädigte ihn so sehr, daß er ausgebessert werden mußte. Schon in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde die Kirche nur selten – und am Ende desselben nie mehr für den Gottesdienst benützt. In den Kriegszeiten der 1790er Jahre erhielt sie die Bestimmung zu einem Haber- und Heumagazin und dient noch gegenwärtig als Aufbewahrungsort für landwirthschaftliche Erzeugnisse und Geräthschaften. Die Unterhaltung der Kirche steht der Stiftungspflege zu.

Unfern der Martinskirche liegt das hofkammerliche Kastengebäude, in dem Landbuch von 1623 der „neue Bau“ genannt, ein großes, massives Gebäude mit gekuppelten Fenstern und schön construirter, steinerner Wendeltreppe, mit der vordern Seite längs der Hauptstraße, der hinteren aber an die nördliche Stadtmauer gebaut. Die über dem Eingang angebrachte Zahl 1568 gibt das Jahr an, in welchem Herzog Christoph von Württemberg den Bau anfing, in dessen unteren Räumen gegenwärtig die Stadtkelter, in den oberen der Fruchtkasten sich befindet; früher soll das Gebäude auch als Waffendepot benützt worden sein.

An der südwestlichen Ecke der alten Stadtmauer stand das obere

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0255.jpg&oldid=- (Version vom 26.12.2019)