Seite:OABesigheim0259.jpg

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erhöht wurden, zu beiden Seiten des Thurms in das Freie gingen, befinden sich nun innerhalb der Kirche. Der Thurm trägt ein mit Schiefer gedecktes modernes Bohlendach, aus dem ein durchsichtiges, ebenfalls mit einem Bohlendach versehenes Thürmchen (Laterne) emporwächst. Von den Glocken wurde die größte 1567, die mittlere 1578 und die kleinste 1566 gegossen. 1

Das Innere der dreischiffigen Kirche ist geräumig und hell, übrigens, wie das Äußere, in Folge des Wiederaufbaues oder vielmehr der Restauration bedeutend verändert; die spitzbogigen Arcaden zwischen den Schiffen werden von 12 schmucklosen Pfeilern getragen, von denen nur die 2 östlichsten rund, die übrigen aber achteckig sind. Oben an den spitzbogigen Arkaden und an den Wänden sind noch Reste von Consolen und Gewölbegurten vorhanden, von denen einst die Kreuzgewölbe für die drei Schiffe ausgingen, welche bei dem Wiederaufbau in flache Decken verwandelt wurden. Von dem Langhaus führt ein spitzbogiger Triumphbogen in den Raum zwischen Chor und Schiff, über dem sich der Thurm erhebt, an dessen beiden Seiten, am Ende der Nebenschiffe, zwei Baldachine sich anschließen; beide haben schön construirte Kreuzgewölbe mit je einem Schlußstein, von dem der eine eine Rosette, der andere einen ausnehmend schön gearbeiteten, mit reichem Laubwerk umschlungenen Kopf darstellt. Von diesem Raum führt ein zweiter spitzbogiger Triumphbogen in das etwas erhöht gelegene Chor, welches in dem reinsten Verhältnisse des früh-germanischen Styls gehalten ist und eine besondere Zierde der Kirche bildet. Das zusammengesetzte Kreuzgewölbe desselben hat drei Schlußsteine, von denen zwei mit Rosetten und der dritte mit einem von Laubwerk umschlungenen Fratzengesicht verziert sind. Die Fenster waren mit Glasgemälden geziert und Wände und Decke nicht nur des Chors, sondern auch der Kirche bemalt; die Glasgemälde sind bis auf einige unbedeutende Reste verschwunden und die Wandmalereien durch eine der ganzen Kirche zu Theil gewordene weiße Tünchung zugedeckt worden. An den Wänden des Chors befindet sich ein in früh-germanischem Styl gehaltenes Sacramenthäuschen und außer diesem eine rundbogige Wandnische, deren Frontispice mit Krappen verziert ist. Hinter dem einfachen, sehr alten Altar steht an der östlichen Chorwand ein steinerner, mit Stabwerk verzierter Schrank, in welchem ehemals die irdischen Reste der h. Reginswindis in silbernem Sarge aufbewahrt wurden;[1] an den äußeren Seitenwänden des


  1. Der silberne Sarg wurde erst im Jahr 1521 gefertigt und dazu 56 Mark Silber im Werth von 729 fl. verwendet (Stadtchronik, Gabelkh.);
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0259.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)