Seite:OABesigheim0275.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

andern Seite der Straße gelegener, freundlich angelegter Wirthschaftsgarten gehört.

Das Seehaus, ein ansehnliches Wohnhaus nebst einem nahe stehenden Ökonomiegebäude, liegt auf der Dorfmarkung, 1/2 Stunde südwestlich vom Dorf, am Fuß eines steilen Abhanges (Haldenrain), an der Stelle, wo das Zaberthal in das vermuthlich ehemalige Neckartal einläuft.

Das Haus verdankt seinen Namen dem ehemals in der Nähe gelegenen Lauffener See und wurde von dem über denselben gesetzten Aufseher (Fischer oder Seeknecht) bewohnt; gegenwärtig dient es zur Wohnung des Pächters von einem Theil des aus dem trocken gelegten See entstandenen Hofguts, welches hofkammerliches Eigenthum ist. Den See ließ Graf Ulrich der Vielgeliebte im Jahr 1454 in der halbzirkelförmigen Krümmung des vermuthlich alten Neckarbetts, zwischen dem Kaiwald und dem Seefeld, anlegen; er wurde mittelst eines Kanals, durch den man einen Theil der Zaber leitete, gespeist und war der größte See in Altwürttemberg. Nach dem Landbuch von 1623 war er der schönste und lustigste See im ganzen Land, 2261/2 Morg. groß und mit 12.700 Kärpflein besetzt. Neben dem reichlichen Ertrag, den der See alle zwei bis drei Jahre an Fischen lieferte, als Karpfen, Hechten, Karauschen, Schleien und Bersiche, bot er noch eine ergiebige Jagd an Wassergeflügel, Enten, Wasserhühnern etc., und während der drei bis vier Wochen andauernden Fischzeit fand zugleich ein ländliches Fest für die Einwohner von Lauffen und der Umgegend Statt (vergl. den allg. Theil). Im Jahr 1820 wurden der See von der königl. Hofkammer, der Eigenthümerin desselben, mit einem Aufwande von 17.000 fl. trocken gelegt (Württ. Jahrb., Jahrg. 1822, S. 335) und hiedurch nicht nur eine 225 Morgen große Fläche des ergiebigstes Bodens für die Kultur gewonnen, sondern auch der Anlaß des endemischen Fiebers, welches beim Ausschlagen des See’s sich zu zeigen pflegte, gehoben. Von dem gewonnenen Land, wurde das schon berührte Hofgut gebildet, aus 105 Morg. Äcker, 88 Morg. Wiesen, 8 Morg. Buschweiden, und 12 Morg. Erlensätzen bestehend, das Übrige ist zu Wegen und Wasserabzugsgräben angelegt. Von dem Gut sind 40 Morgen Äcker, Wiesen und Buschweidenpflanzung nebst dem sogenannten Seehaus an einen Pächter verliehen, dem zugleich die Aufsehersstelle über das ganze Gut übertragen ist; die übrigen Felder sind stückweise an die Einwohner von Lauffen verpachtet, mit Ausnahme der Erlenpflanzung, welche in der Selbstverwaltung des Hofcameralamts steht. Die Grenzen des Guts sind mit Obstbäumen, und der dasselbe in der Mitte durchziehende Weg, so wie der Hauptwasserabzugsgraben längs

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0275.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)