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Gemmingen Tochter, kaufte Graf Eberhard von Württemberg ihren Theil zu Lauffen, den sie von Herrn Diethern sel., ihrem Vater und Schwäher ererbt hatten, um 60 fl., doch behielt sich der von Sachsenheim auf etliche Jahre die Wiederlosung vor (Steinhofer, 2, 678).

Wie bereits oben erwähnt, wird Lauffen im Jahr 1234 erstmals civitas genannt. Da sie beim Bau der Brücke mithalf, auch des Schlosses Bau besorgen mußte, so befreite sie Graf Ulrich im Jahr 1475 von allen Diensten, Reisen ausgenommen. Am 2. Jan. 1485 wurde ein Vertrag zwischen Stadt und Dorf von den württembergischen Räthen vermittelt und von den Grafen Eberhard dem ältern und jüngern den 9. Februar 1485 bestätigt, dahin lautend: 1) alle Gerichte, Tänze, gesellschaftliche Zusammenkünfte etc. werden auf dem Rathhaus gehalten, Spielleute, Pfeifer und Lautmeister bestellt der Rath, hier sollen auch die Bäcker täglich Brod, die Metzger Dienstags und Samstags Fleisch feil haben. 2) Jeden Dienstag ist ein Wochenmarkt. 3) Steuer-, Fleisch- und Brodschätzer werden je 2 aus der Stadt, 2 aus dem Dorf gewählt. 4) Der Wall um Schloß und Stadt wird communi sumtu erhalten. 5) Alle Güter werden in die gemeine Schatzung geworfen. – Die Grafen erneuerten auch die Freiheiten Lauffens von Schatzung, gemeinem Landschaden und Reisen; nur wenn Württemberg mit Macht überzogen werde, sollen sie ausziehen; als Grund wird angegeben, daß die Stadt in Abgang gekommen, und daß Vieles auf ihre Bewachung gehe. Ehe die Brücke erbaut wurde, war hier eine Fähre, welche sammt zugehörigem Frucht- und Weinzehenten den Pfaffen und dem Heiligen der Pfarrkirche gehörte; sie wurde wegen täglichen Streites, welcher zwischen dem Fergen und dem Hofwartischen Gesinde deßhalb vorfiel, im J. 1358 durch einen Vertrag, welchen der Bischof von Würzburg vermittelte, an Albrecht Hofwart für „stattliche Güter und Gefälle“ vertauscht; Geistliche, Studenten, Schüler und Weiber mußte der Ferge zollfrei überführen.

Was die Kirchengeschichte der Stadt betrifft, so geht von der heiligen Reginswinde folgende Sage. Diese Tochter des Markgrafen Ernst (s. oben) von dessen Gemahlin Frideburg war sieben Jahre alt, als der Markgraf einstmals seinen Knecht stark züchtigte. Darüber erbost, nahm die Schwester des Knechtes, deren Pflege das Töchterlein anvertraut war, schreckliche Rache; sie erwürgte das Kind und stürzte es in den vorüberströmenden Neckar. Am dritten Tag nach dieser That wurde Reginswinde vom Volke, das sie in den Wellen suchte, gefunden in einem Fischrachen mit noch rothen Wangen; in Lauffen wurde sie zu Grabe gebracht. Auf Betrieb des Bischofs Humbert von Würzburg (832–841) erhob sich über ihrer Ruhestatt eine Capelle; sie selbst wurde späterhin

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0279.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)