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bildende Stockwerk mit spitzbogigen, germanisch gefüllten Fenstern, zwischen denen sich gefüllte Fensterrosen befinden, geschmückt ist. Auf dem Thurme hängen 3 Glocken, von Ch. E. und C. G. Neubert in Ludwigsburg, die neueste 1811 gegossen. Im Innern ist die Kirche hell, weiß getüncht und hat nichts Bemerkenswerthes; die Unterhaltung derselben liegt der K. Hofdomänenkammer ob.

Der Begräbnißplatz umgab früher die Kirche und hatte namhafte mit Umlauf versehene Vertheidigungsmauern. Der spätere, außerhalb des Orts an der Straße nach Besigheim angelegte Gottesacker wurde im Jahr 1817 bis zu 11/2 Morgen erweitert.

Das gut erhaltene Pfarrhaus, welches Eigenthum der K. Hofdomainenkammer ist, liegt ziemlich entfernt von der Kirche an der Hauptstraße des Orts. Das in der Nähe der Kirche gelegene Schulgebäude mit Lehrerwohnung, besteht aus 2 neben einander stehenden Häusern, von denen das eine die Gemeinde erst 1831 um 1150 fl. erkauft und zur Schule eingerichtet hat. Das massiv erbaute, gut erhaltene Rathhaus mit gleichseitigem Zeltdache, auf dessen Giebel ein Thürmchen sitzt, an der Hauptstraße des Orts gelegen, trägt auf der Nordseite noch das aus Stein gearbeitete badische Wappen. Die ehemaligen, nunmehr der K. Hofdomänenkammer gehörigen Kellereigebäude, bestehend aus einem Fruchtkasten, Kelter, Bandhaus, Zehentscheuer und Wohnhaus, liegen zunächst der Kirche und sind mit einer hohen Mauer, an der noch zwei mittelalterliche Thürmchen stehen, umfriedigt; über dem spitzbogigen Eingang, welcher zu dem Hofraum führt, ist die Jahreszahl 1512 angebracht; ein weiterer, der K. Hofdomänenkammer gehöriger Fruchtkasten, dessen untere Räume als Kelter eingerichtet sind, steht an der Hauptstraße des Orts.

Gutes Trinkwasser liefern in hinreichender Menge 3 Pumpbrunnen, auch berührt noch der Baumbach, welcher sich unfern des Dorfs mit dem Neckar verbindet, den nördlichen Theil des Orts; etwa 1/4 Stunde westlich von Wahlheim befindet sich der sog. Hetzenbrunnen, eine periodisch fließende Quelle.

Die Einwohner sind im Allgemeinen ziemlich bemittelt, sehr fleißig und sparsam.

Ein ausgezeichneter Wahlheimer ist Joh. Harpprecht. Er war der Sohn eines Weingärtners, geboren im Jan. 1560; anfangs zum Gewerbe seines Vaters bestimmt, machte er in der Schule zu Besigheim solche Fortschritte, daß er 1578 die Universität Straßburg besuchen konnte; von hier begab er sich nach Tübingen und Marburg und erwarb sich durch natürliche Talente und unermüdlichen Fleiß die umfassendsten juridischen Kenntnisse, 1589 wurde er markgräflich badischer Rath,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Besigheim. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1853, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABesigheim0302.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)