Seite:OABoeblingen045.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
III. 2. Stamm und Eigenschaften der Einwohner. 45


häufig weiß geblümte Cattunkittel blaue kurze Röcke mit hellblauem oder grünem Saum, schwarze Schürze, deutsche Häubchen, 2 Zöpfe mit breiten langen Taffentbändeln, Stöcklensschuhe, letztere häufig noch mit einem über den Absatz laufenden Eisenstäbchen beschlagen. Sonst sind in dem Bezirke, mit Ausnahme der Städter, bei den Männern, die blauen und grauen Tuchröcke, gelbe oder schwarze Lederhosen, dunkelfarbiges Manchesterbrusttuch mit Rollknöpfen und der dreieckige Hut noch ziemlich häufig, übrigens weicht auch diese Halbtracht immer mehr der städtischen und an die Stelle des Dreispitzes tritt der runde Hut oder die Mütze. Bei Leichenbegängnissen und bei dem Abendmahle erscheinen die Bauern an vielen Orten noch mit dem langen schwarzen Mantel. Auch das deutsche Häubchen, welches das weibliche Geschlecht so schön kleidet, wird immer seltener und ist nur noch in einzelnen Orten allgemein. In Dätzingen hat die städtische Tracht die ländliche längst verdrängt, besonders kleidet sich das weibliche Geschlecht buntfarbig mit langen Kleidern nach französischem Schnitt. Das Häubchen von Gold oder Silber, welches ehedem in Weil der Stadt getragen wurde, trifft man jetzt nur noch bei alten Frauen.

Eigenthümliche Gebräuche und besondere Volksbelustigungen nehmen immer mehr ab und sogar der Tanz bei Hochzeiten, Kirchweihen und sonstigen Gelegenheiten wird seltener und hat in einzelnen Orten beinahe ganz aufgehört. Eine Ausnahme macht auch hier Schönaich, wo bei Hochzeiten die Musikanten vor dem Wirthshause, in welchem sich die Hochzeitsgäste versammeln, um von da in die Kirche zu gehen, so lange aufspielen, bis ihnen der Zug aus den Augen ist. Sobald derselbe wieder aus der Kirche kommt und den Musikanten sichtbar wird, spielen diese wieder auf, bis die Hochzeitsgäste am Wirthshause anlangen. Vor dem Wirthshause hält der Schulmeister eine Rede. Über die ganze Feierlichkeit, sogar während des Schmauses und des Tanzes behalten der Bräutigam und der Brautführer die Hüte auf; letzterer tanzt den ersten Reigen mit der Braut. Die Braut und die Gespielin (Brautjungfer) theilen an die Hochzeitsgäste Bänder aus und zwar an die Ledigen farbige, an die Verheiratheten schwarze; ist Jemand vom Forstpersonal zugegen, so erhält dieser ein grünes Band. In Schaffhausen wird zu feierlichen Hochzeiten mit Predigt in der Kirche und Tanz im Wirthshause von der Braut und Gespielin Haus für Haus ohne Unterschied geladen. Zum Kirchgang hat der Bräutigam seinen Gesellen, die Braut ihre zwei bis drei Gespielinnen und den Brautführer, der sie, eine Lilabandschleife mit Rosmarinzweig in der Hand, mit Verbeugung zum Altar führt. Die verwandten Ehemänner nehmen in der Kirche


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen045.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)