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VII. 3. Besondere Schicksale. 89


Abend bezog der Sieger die Lager bei Sindelfingen. (Siehe Materialien zur Geschichte des Bauernkriegs S. 105 und von Martens 231 – 33.) Durch solch entscheidende Schlacht wurde der Bauernaufstand in dieser Gegend vollständig unterdrückt.

Als im Jahr 1534 Herzog Ulrich das Land seiner Väter wieder eroberte, erhielt er eine freundlich entgegenkommende Gesandtschaft der Böblinger und Sindelfinger und von ihnen sechsundzwanzig Reiswagen geliefert.

Im Jahr 1547 kamen nach Böblingen vier Fähnlein Spanier, von welchen die Einwohner die größten Grausamkeiten und in wenigen Monaten einen Schaden von 28555 fl. erlitten.

Der dreißigjährige Krieg, diese härteste Geißel, welche über das Schwabenland kam, brachte seinen Jammer auch in diese Gegend; nach der Schlacht von Nördlingen am 8. (18.) September 1634 zogen die Kaiserlichen in Sindelfingen ein und plünderten, schändeten und mordeten viele Einwohner dieser Stadt, so wie auch Böblingens. Ein Schreiben des Böblinger Stadtpfarrers Gmelin vom 22. September 1634 (abgedruckt bei Chn. Ferd. Harpprecht Flores sparsi ad jura privata singularia Alpirspacensia p. 76) schildert die Greuelthaten, welche verübt wurden und wie er selbst von einem croatischen Rittmeister Streiche bekam. Am 1. October zogen zwei Reitercompagnien nach Sindelfingen in die Winterquartiere und verursachten durch ihren halbjährigen Aufenthalt der Stadt einen Schaden von 87.000 fl. Über Jacinto Canto Hauptmann im Brenner'schen Regiment, welcher 1637 mit seiner Compagnie in Sindelfingen einrückte und der Stadt großen Aufwand verursachte, bemerkt die Sindelfinger Chronik von Löher: „ist ein greulicher Tyrann und Leutschinder gewesen“; am 22. April (2. Mai) 1638 wurde Sindelfingen, am folgenden Tage Böblingen, beide abermals ausgeplündert. Erst mit dem westphälischen Frieden (1648) wurde der Bezirk von den Quartierlasten, welche sich oft wiederholten (Schönhut, Sindelfingen 11 – 16) befreit; er war damals fast ganz von Menschen entblöst. Sindelfingens Verlust durch Plünderungen, Ranzionen und Einquartierungen in den Jahren 1634 bis 1650 wird zu 236.914 fl. 58 kr. berechnet.

Beim Einfall der Franzosen im Jahr 1688 December 23. (1689, Januar 2.) soll ein kaiserlicher Hauptmann mit zwanzig Dragonern auf dem Rathhause einen französischen Lieutenant mit sechzehn Reitern überfallen und sie getödtet haben. (v. Martens 518.)

Im Reichskrieg gegen Frankreich von 1693 rückte der Markgraf Ludwig von Baden am 11. (21.) September nach Schaffhausen


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen089.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)