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92 VII. 4. Alterthümer.


ehemaligen Niederlassung erhebt sich die Burghalde, [1] ein von dem östlich ziehenden Gebirgszuge vorspringender Hügel, ähnlich dem, auf welchem Böblingen liegt. Dieser Hügel war ohne Zweifel von den Römern befestigt und stand in militärischer Beziehung mit dem wichtigen Punkte bei Böblingen in enger Verbindung, so daß man kein Bedenken tragen darf, diese zwei nur eine halbe Stunde von einander liegenden militärisch wichtigen Punkte, zwischen denen die römische Niederlassung lag, als ein Ganzes zu betrachten, welches ehemals die römische Niederlassung Grinario bildete. 3) Etwa eine halbe Stunde nördlich von der Niederlassung bei Aldingen in der sogenannten „Probstei“ oder beim „Schelmenthörle“ stößt man auf Grundmauern von Gebäuden und auf eine große Anzahl von römischen Ziegeln, Heizröhren, Fragmenten von Amphoren u. s. w., welche einen ehemaligen römischen Wohnplatz untrüglich bezeichnen (s. auch die Ortsbeschreibung). 4) Auf der sogenannten „Todtwar“ drei viertel Stunden westlich von Sindelfingen wurden in ziemlich großer Ausdehnung Bruchstücke römischer Gefäße, Ziegeln, Heizröhren etc. gefunden, die einen abgegangenen Römerort beurkunden. 5) Bei Mauren ist man auf der Stelle, wo das ehemalige Wasserschloß stand, auf römische Alterthümer gestoßen, welche den Beweis liefern, daß auch hier die Römer festen Sitz hatten. 6) In der Nähe der Todtenbach-Mühle auf der Markung von Weil im Schönbuch, stand ein römischer Wohnort, von dem noch Mauerreste, Ziegeln, Heizröhren etc. in geringer Tiefe unter der Oberfläche vorhanden sind. Vor etwa 24 Jahren wurde auf dieser Stelle eine 11/2 Fuß hohe und 1 Fuß breite Steinplatte ausgegraben, auf der zwei menschliche Figuren und über diesen eine Eule angebracht waren. 7) An der nördlichen Außenwand der nun abgebrochenen alten Kirche zu Schönaich war ein römisches Bildwerk eingemauert und bei der Wolfenmühle 1/8 Stunde von Schönaich sieht man auf der sogenannten Burghalde die Reste eines römischen Wachhügels, in dessen Nähe gegen 20 irdene Teichel von einer römischen Wasserleitung aufgedeckt wurden [2] (s. auch die Ortsbeschreibung). 8) Auf dem sogenannten Burgerwiesle (Burgwiese) 5/4 Stunden östlich von Böblingen fand man, neben mehreren künstlich behauenen Steinen, ein aus grobkörnigem Sandstein roh gearbeitetes Relief von der Größe zweier Quadratschuhe, zwei weibliche Figuren (wohl Diana und ihre


  1. Am Fuß der Burghalde wurde vor einigen Jahren eine Münze von Augustus gefunden.
  2. Etwa 1/4 Stunde unterhalb dieser Stelle bei der Speidels-Mühle fand man eine römische Münze von Bronce.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen092.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)