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108 Ortsbeschreibung.


Hans von Böblingen unter den vorigen Bedingungen aufs neue bestellt, jedoch, daß er frei von Steuer etc. sey. Aus diesem geht hervor, daß Meister Hans früher nicht Bürger zu Eßlingen war, sondern sich erst das Bürgerrecht durch sein Werk erwarb, ferner wird er Hans von Böblingen genannt, er war also von Böblingen gebürtig, wie auch Holzschnitzer Ernst Hans von Böblingen. Erst später wurde er der damaligen Sitte gemäß nach seinem Geburtsort der Böblinger genannt.

Die Vermögensumstände der Einwohner sind, einzelne Reiche ausgenommen, mittelmäßig und die Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau, Gewerbe und in neuester Zeit in Viehzucht. Die Markung der Stadt ist sehr bedeutend und hat bei einer beinahe durchgängigen Breite von 1 Stunde eine von Osten nach Westen gedehnte Länge von 3 vollen Stunden. Sie umfaßt 96094/8 Morgen, 13,0 R. s. die Tabelle I.

Die Feldgüter sind im südlichen, östlichen und nordöstlichen Theil uneben und meist hügelig, während sie gegen Westen und Nordwesten ziemlich flach, zum Theil eben liegen. Eine große Verschiedenheit zeigt der Boden, welcher im östlichen und nordöstlichen Theile meist aus Keupermergel besteht, im südlichen und südöstlichen Theile spielt der grobkörnige weiße Keupersandstein, der hier häufig nur eine geringe Humusdecke hat und seine oberen Auflösungen dem Boden mittheilt, eine bedeutende Rolle. Gegen Westen tritt ein starker Thonboden auf, dem an einzelnen Stellen eine Diluviallehmüberlagerung zukommt; im nördlichen und nordwestlichen Theil der Markung lagert Moor und Torfboden. Im Allgemeinen gehört der Boden, mit wenigen Ausnahmen, nicht zu den ergiebigsten; wenn ihm aber bei zweckmäßiger Bebauung der nöthige Dünger zu Theil wird, liefert er gleichwohl, besonders an Dinkel und Hafer, sehr reichlichen Ertrag.

Die Landwirthschaft wird fleißig betrieben und hebt sich täglich mehr, besonders seit die Schafweiden aufgehoben sind und ein größerer Viehstand gehalten wird, wodurch dem düngerbedürftigen Boden, den man überdieß noch durch Jauche, Gyps, Knochenmehl und Seeschlamm verbessert, mehr nachgeholfen werden kann. Zweckmäßige landwirthschaftliche Neuerungen, wie der Brabanter Pflug, der Zwillingspflug, verbesserte Düngerstätten etc., sind allgemein eingeführt. In dem System der Dreifelderwirthschaft werden von den gewöhnlichen Cerealien Dinkel, Hafer, Gerste, Einkorn, Sommerweizen und Roggen gebaut. Zur Aussaat rechnet man durchschnittlich auf den Morgen 1 Scheffel Dinkel, 4 Simri einfachen Hafer, 6 Simri sogenannten Gäbeleshafer, 4 Simri Gerste, 4 Simri Einkorn, 5 Simri Sommerweizen und 4 Simri Roggen;


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen108.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)