Seite:OABoeblingen109.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
1. Böblingen. 109


der Ertrag wird zu 8 Scheffel Dinkel, 6 bis 7 Scheffel Hafer, 4 bis 5 Scheffel Gerste, 6–7 Scheffel Einkorn, 3–4 Scheffel Weizen und 3 Scheffel Roggen pr. Morgen angegeben. In der zur Hälfte angeblümten Brache baut man Kartoffeln, Futterkräuter, Erbsen, Linsen, Sommerreps und ziemlich viel Hanf; Hopfen wird mit gutem Erfolg gepflanzt. Die höchsten Ackerpreise sind 400 fl., die mittleren 200 fl. und die geringsten 60–80 fl. pr. Morgen. Getreide, besonders Hafer, wird nach Stuttgart abgesetzt; von den Handelsgewächsen kommt nur Reps zum Verkauf. Der Gartenbau ist unbedeutend und beschäftigt sich nur mit Gemüse- und Küchengewächsen, unter denen der Karviol vorzüglich gedeiht. Die Wiesen sind, obgleich sie nicht bewässert werden können, dennoch vortrefflich und liefern bei einem zweimaligen Schnitt sehr gutes Futter, das leider von vielen nothgedrungen häufig nach Stuttgart verkauft werden muß, während es für die Landwirthschaft zweckdienlicher wäre, einen noch größeren Viehstand zu halten und das Futter im Ort zu verbrauchen. Die durchschnittlichen Preise der Wiesen sind 500 fl., 250 fl. und 150 fl. pr. Morgen. An einem südlichen Abhange östlich der Stadt wurde früher aus 60 bis 70 Morgen Weinbau getrieben, der aber ein so mittelmäßiges Erzeugniß lieferte, daß man die Reben in den Jahren 1738 und 1765 ausreutete. Sehr ausgedehnt und noch im Zunehmen begriffen ist die Obstbaumzucht, welche besonders in dem südlichen und östlichen Theile der Markung betrieben wird; vorherrschend ist das Mostobst, doch werden auch Tafelobstsorten, ziemlich Zwetschgen und in neuester Zeit Kirschen gezogen. Das Obst wird meist im Ort verbraucht und nur in ganz ergiebigen Jahren theilweise auswärts verkauft; es gedeiht sehr gerne und lieferte im Jahre 1847 einen Ertrag von etwa 200,000 Simri. Außer den Baumgütern sind noch sämmtliche Straßen mit Obstbäumen besetzt und seit 1840 wurden auf den Allmanden gegen 4000 Stämme, worunter 15–1800 Kirschbäume, gepflanzt, die nun jährlich um 1100 fl. verliehen werden. Die Stadt hat eine Obstbaumschule, aus der jährlich 500–800 Stämme bezogen werden und in der zugleich die Jugend Unterricht in der Baumzucht erhält; außer dieser bestehen noch 2 Zier- und Waldbaum-Schulen, welche nicht nur das Bedürfniß der Stadt befriedigen, sondern auch noch einen Verkauf nach außen zulassen. Um die Obstbaumzucht hat sich der gegenwärtige Stadtschultheiß Fink besonders verdient gemacht.

Die Gemeinde besitzt über 4000 Morgen meist gut bestockte Waldungen, zu deren Verbesserung die Stadt keine Kosten scheut und in dieser Beziehung anderen Gemeinden mit gutem Beispiel vorangeht. Sie werden unter der Leitung eines von der Stadtgemeinde


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen109.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)