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1. Böblingen. 113


Das Vermögen der Stiftungspflege beträgt 5200 fl., unter diesen sind Stiftungen von Johann Jacob Kienzle mit 1000 fl. und von dem verstorbenen Oberfinanzrath Weisser mit 800 fl. begriffen. An Schulstiftungen zu Büchern für arme Kinder sind 400 fl. vorhanden; außer diesen bestehen noch 3 Brodstiftungen in je 21/2 Scheffel Dinkel jährlich von Kuhorst und Truchseß.

Studienstiftungen sind nicht vorhanden.

Das Wappen der Stadt ist das der Pfalzgrafen von Tübingen, eine rothe Kirchenfahne im goldenen Felde.

An der oben erwähnten Pfarrkirche stehen ein Stadtpfarrer, der zugleich das Decanatamt bekleidet, und ein Diacon. Zu der Kirchengemeinde gehört bloß die Stadt mit ihren Parcellen Rohrmühle und Waldburg. Das Patronat beider kirchlichen Stellen ist landesherrlich.

Die Stiftung der Pfarrei Böblingen, welche früher in den bischöflichen Sprengel Constanz gehörte, liegt ganz im Dunkel der Vorzeit, jedenfalls muß sie sehr frühen Ursprungs seyn, da schon 1275 ein Kirchherr Walter in Böblingen vorkommt (s. unten).

Die Einführung der evangelischen Lehre fällt bei Böblingen mit der allgemeinen Reformation des Landes zusammen. Nach ihrer Einführung hielt der damalige Pfarrer zu Böblingen (wahrscheinlich Joh. Ottmar Mayländer) eine Synode in seiner Diöcese, wobei er den berufenen Pfarrern Anleitung gab, wie sie sich in der neuen Lehre zu verhalten hätten. Der erste evangelische Pfarrer war vor dem Interim obiger Mayländer von 15..–1548, nach dem Interim kam Balthasar Elenheinz von 1556–1563. Das im Jahre 1555 errichtete Diaconat bekleidete zuerst Gallus Grückler von 1555–1557.

Von Schulanstalten befinden sich in Böblingen:

1) eine combinirte lateinische und Real-Schule, bestehend aus einer Präceptoratsklasse, einer Realklasse und einer lateinischen Elementarklasse je mit 1 Lehrer.[1]

2) An den Volksschulen (einer Knaben-, einer Mädchen- und einer Elementar-Schule) sind 3 Schullehrer und 3 Unterlehrer thätig.

Als öffentliche Wohlthätigkeitsanstalt besteht außer der oben angegebenen Brodstiftung ein in der Nähe des neuen Begräbnißplatzes gelegenes Armenhaus.

Ein landwirthschaftlicher Bezirksverein, der sich übrigens keines besondern Fortgangs erfreut, wurde 1835 gegründet. Ferner besteht noch ein Bibelverein. Für literarische und gesellige Unterhaltung


  1. Mit der lateinischen Schule ist eine Turnanstalt verbunden, welche den Winter über auf dem Rathhaus, sonst aber auf dem Maienplatz besteht.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen113.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)