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1. Böblingen. 115


Landesstraße in diesen einzieht, steht das stattliche, weithin sichtbare Wirthschaftsgebäude mit einem in den weißen Stubensandstein gehauenen Bierkeller. Die schöne Rundsicht, welche man auf diesem Punkt genießt (s. den allg. Theil), der zunächst angrenzende Wald, in dessen Schatten Tische für die Gäste errichtet sind und das treffliche Bier, das in der Regel hier gereicht wird, veranlassen häufig Ausflüge dahin.

Gottfried Dinkelacker ließ 1824 den Felsenkeller anlegen und 1832 das Wirthschaftsgebäude erbauen, dem man wegen seiner hohen Lage und des nahe gelegenen Waldes den Namen „Waldburg“ gab.

Geschichtliches.

Die erste Ansiedlung bei Böblingen fällt, wie schon im allgemeinen Theil gezeigt wurde, in die Zeit des Aufenthalts der Römer in unseren Gauen. Zu dieser Annahme berechtigen nicht nur der römische Straßenknoten, welcher sich bei Böblingen entwickelt, sondern auch mehrere in der Nähe des Orts aufgefundene römische Alterthümer (s. den allg. Theil). Nachdem die Römer aus der Gegend vertrieben waren, nahmen die Alemannen Besitz von dem römischen Wohnplatz, wofür viele alemannische Grabhügel, die sich in den nahe gelegenen Waldungen noch erhalten haben, Zeugniß ablegen. Auch Gräber, die einer etwas späteren Periode, als die der Grabhügel angehören, wurden vor ungefähr 40 Jahren in der Schafgasse bei Erbauung des gegenwärtig dem Fuhrmann Burckhardt gehörigen Hauses und in neuester Zeit entdeckt. Sie waren reihenweise in den festen Mergel gehauen und enthielten neben den Gerippen, verschiedene sehr alte Waffen.

Weitere Überreste aus der Vorzeit, über welche die geschriebene Geschichte schweigt, sind die alte Bürg, 1/2 Stunde südwestlich von Böblingen, von der noch der namhafte Burggraben sichtbar ist. Unfern von ihr wurden auf der Diezenhalde im Jahre 1849 2 eiserne 10 Pfd. schwere Wurfpfeile, die man mittelst einer Ballista warf, aufgefunden.[1] Auf dem nördlich der Stadt gelegenen Galgenberg finden sich noch unbedeutende Spuren von Verschanzungen, von denen übrigens nicht nachgewiesen werden kann, ob sie aus frühester Zeit oder aus der Zeit des Bauernaufruhrs herrühren. Etwa 1/2 Stunde südlich von Böblingen wird eine Stelle das „Bürgle“ genannt; hier war ohne Zweifel eine Befestigung


  1. Ganz ähnliche Wurfpfeile fand Revierförster Knecht in dem Weilerhau bei Plattenhardt, wo man noch eine Menge Grabhügel findet.
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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen115.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)