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3. Altdorf. 131


Theil (etwa 25 Morgen) besitzt. Dem jeweiligen Meier stand neben dem freien Viehtrieb noch das Recht zu, sein Brenn- und Bauholz unentgeltlich aus dem Schönbuch zu beziehen; für die Ablösung dieser Gerechtigkeit erhielt derselbe 1821 15 Morgen Wald. Ebenso wurden die Gülten und Lasten, welche auf dem Gut hafteten, abgelöst und der Meier hat nur noch die Verbindlichkeit, einen Farren unentgeltlich zu halten, dagegen ist er von Hanf und Flachs zehentfrei.

Südlich vom Ort, mitten in einem Wiesenthälchen liegt ganz in der Nähe der alten Straße, die auf den sogenannten Eselstritt und Eschach (s. den allgemeinen Theil) führt, ein künstlich aufgeworfener Hügel, auf dessen Kuppe ein rund ausgemauerter Brunnen, die Wolfsgrube genannt, sich befindet. Über die Sage, daß eine Stadt auf Eschach 3/4 Stunden südlich von Altdorf gestanden seyn soll, s. den allg. Thl.

Altdorf ist die Heimath von Johann Michael Hahn[ws 1], Sohn eines Bauern, welcher allhier am 2. Februar 1758 geboren wurde und am 20. Januar 1819 in Sindlingen, wo er sich meist aufhielt, starb. Dieser Landmann von theosophischer Richtung, welcher durch seine Vorträge und seine zahlreichen Schriften großen Anhang gewann, ist Stifter der Michelianer, eines nach ihm benannten Pietistenzweiges.

Der Ort gehörte zur Pfalzgrafschaft Tübingen; im Jahr 1293 erkaufte Graf Gotfried von Tübingen denselben von Graf Eberhard von Tübingen (Sindelfinger Chronik), veräußerte dagegen schon am 15. Mai 1295 an Kloster Bebenhausen alle Güter, welche er selbst oder Graf Eberhard in Altdorf besessen.

Unter pfalzgräflicher Dienstherrlichkeit saßen auf hiesiger Burg (dem jetzigen Pfarrhause) sich so nennende Herren von Altdorf; sie waren ein Zweig des Geschlechtes der Herren von Gerlingen (Oberamt Leonberg) und führten mit ihnen das gleiche Wappen, zwei Halbmonde; im Jahre 1232 lebten Ernst und Conrad von Altdorf (Gabelk.), im Jahr 1320 Conrad und Dietrich von Altdorf, welche letztere damals ihre Burg an Graf Heinrich von Tübingen veräußerten. Von diesem Grafen erkaufte das Kloster Bebenhausen (welches schon 1204 hier begütert erscheint, Besold 366) am 5. Januar 1328 genannte Burg mit vollem Eigenthumsrecht und erhielt den 7. Sept. 1334 die Versicherung, daß er über dieses Klosterdorf weder Herr noch Vogt sey. Einzelne hiesige Erwerbungen machte das nach und nach zum Besitz des ganzen Ortes gelangende Kloster noch späterhin, namentlich 1386 und 1393 von Hans und Schwigger von Altdorf, den letzten bekannten Herren dieser Familie.


Anmerkungen [WS]

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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen131.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)