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4. Breitenstein. 133


Südseite steht auf einer eingemauerten Steinplatte: „Unter Apt Bernhardin ist gemachet 1488.“ Das Innere ist freundlich und geräumig, übrigens nicht besonders hell; ein hochgesprengter Triumphbogen trennt das flach getäfelte Schiff vom Chor. Auf dem östlichen Giebel sitzt das viereckige, oben achteckige Thürmchen mit einem Zeltdache (ein sogenannter Dachreiter), in welchem 2 Glocken hängen, von denen die eine die Umschrift hat: „gegossen in Ludwigsburg von C. G. Neubert 1806,“ die andere: „Breitenstein, umgegossen in Stuttgart von L. E. C. Blüher 1800.“ Die beinahe in der Mitte des Orts gelegene Schule mit Lehrerwohnungen und mit der Rathsstube wurde 1837 bedeutend erweitert und befindet sich gegenwärtig in gutem Zustande. An der Schule unterrichtet ein Lehrer. Die im allgemeinen ziemlich bemittelten Einwohner erfreuen sich einer dauerhaften Gesundheit und sind seit Mannsgedenken von epidemischen Krankheiten verschont geblieben. Ihr Charakter ist bieder, offen, dabei sind sie sparsam, fleißig und sowohl in Sitten als in ihrer Kleidung einfach. Das Treiben der Neuzeit hat bei ihnen noch wenig Eingang gefunden, was mitunter von der Abgelegenheit des Orts, den keine frequente Straße berührt, herrühren mag. Die Hauptnahrungsquelle besteht in Feldbau, der mit vielem Eifer betrieben wird. Die Felder liegen theils an Abhängen, theils ziemlich eben und haben im Durchschnitt einen mittelfruchtbaren Boden, der hauptsächlich aus einem Gemenge von Lehm und Sand besteht und nur selten in sogenannten leichten Boden übergeht. Als Besserungsmittel desselben dienen, neben dem gewöhnlichen Dünger: die Jauche und etwas Gyps. Die Luft ist rein, die Nächte meist kühl und dennoch kommen Frühlingsfröste selten vor, ebenso Gewitter mit Hagelschlag, welche im nahe gelegenen Schönbuch einen Ableiter finden. In Vergleichung mit dem Strohgäu tritt die Ernte ungefähr 8 Tage später ein, die dann gegenüber der Nachbarorte etwas geringer ausfällt. Im System der Dreifelderwirthschaft werden die gewöhnlichen Getreidearten gebaut, von denen der sogenannte Vögelesdinkel besonders zu erwähnen ist. Die Erzeugnisse der Brache sind: Kraut, Kartoffeln, Flachs, Hanf, Kohlraben und Futterkräuter. Zur Aussaat sind 7–8 Simri Dinkel, 4–5 Simri Hafer und 3–4 Simri Gerste auf den Morgen erforderlich, welche einen durchschnittlichen Ertrag an Dinkel 4–6 Scheffel, an Hafer 3–5 Scheffel und an Gerste 2–4 Scheffel per Morgen abwerfen. Von den Feldprodukten werden Dinkel und Hafer in der Nachbarschaft abgesetzt; Hanf, der übrigens nur mittelmäßig ausfällt, kommt zum Theil auf Jahrmärkte nach Tübingen und Reutlingen. Der geringste Preis eines Morgen Ackers beträgt 40 – 50 fl., der mittlere 150 fl. und 


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen133.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)