Seite:OABoeblingen142.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
142 Ortsbeschreibung.


die Unterlage bilden. Von den Getreidearten gedeihen Dinkel und Hafer sehr gerne, daher auch diese vorzugsweise gebaut werden. Im Durchschnitt säet man aus den Morgen 7 Simri Dinkel, 4 Simri Hafer, 3 Simri Gerste, 31/2 Simri Roggen und erntet 8 Scheffel Dinkel, 41/2 Scheffel Hafer, 31/2 Scheffel Gerste und 3 Scheffel Roggen per Morgen. In der Brache werden Kartoffeln, Kraut, Hanf, Kohlraben, Repsdotter und Futterkräuter gezogen. Die Früchte kommen im Ort selbst an auswärtige Abnehmer zum Verkauf. Die Ackerpreise sind 150, 250–400 fl. per Morgen. Die ergiebigen, durchgängig zweimähdigen Wiesen, von denen 1/8 bewässert werden können, liefern ein gutes Futter, das größtentheils im Ort selbst verbraucht wird. Ihre Preise bewegen sich von 300–600 fl. per Morgen. Die nicht sehr ausgedehnte Obstzucht beschäftigt sich meist mit Mostsorten; zwei Baumschulen, die eine um die Kirche, die andere auf dem neuen Begräbnißplatz, sind angelegt und werden von einem besonders dazu aufgestellten Aufseher behandelt. Der aus einer reinen Landrace bestehende gute Rindviehstand wird durch tüchtige Farren, welche die Gemeinde anschafft und verpflegt, immer noch verbessert. Einen kleinen Farren, so wie den Eber haben die Brennerhöfer auf ihre Kosten anzuschaffen und zu unterhalten. Der Handel mit Vieh, besonders auch mit Mastvieh, ist ziemlich lebhaft. Minder bedeutend ist die Schweinezucht; es werden Schweine gemästet und zum Verkauf gebracht. Die Gewerbe dienen, mit Ausnahme einer am östlichen Ende des Dorfs gelegenen Mühle mit 2 Mahlgängen und 1 Gerbgang, nur dem örtlichen Bedürfniß. Es bestehen 3 Schildwirthschaften und 1 Bierbrauerei. Außer der Hauptstraße, die durch den Ort und in denselben über eine steinerne Brücke führt, sind noch zwei Vicinalstraßen, die eine nach Sindelfingen, die andere nach Maichingen, angelegt, welche dem Ort seinen Verkehr sichern. Ganz in der Nähe des Orts befinden sich an dem rechten, kahlen Thalabhange zwei Muschelkalksteinbrüche, aus denen Kalk zum Brennen und vortreffliches Straßenmaterial gewonnen wird. Die Gemeinde ist im Besitz von 530 Morgen gut bestockter Waldungen, welche meist aus Laubhölzer und nur ein kleiner Theil aus Forchen bestehen. Hievon werden jährlich 16 Morgen geschlagen, die im Durchschnitt einen Ertrag von 100 Klaftern und 11.300 Stück Wellen liefern. Bisher hatten holzberechtigte Bürger das Gabholz oder Unterholz, welches auf gewissen Häusern ruhte, anzusprechen und sämmtliche Bürger bezogen am Oberholz gleichen Antheil. Diese Gerechtigkeiten wurden den 20. Oktober 1848 von Seiten der Gemeindepflege mit 11.650 fl. abgelöst. Die Schafweide, welche mit fremden Schafen beschlagen


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen142.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)