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8. Deufringen. 151


haben mag, wofür auch die Schußscharten an demselben zeugen. Die drei auf dem Thurm hängenden Glocken haben folgende Umschriften und zwar die größte: „unser liben Frowen Glock heis ich Peter zur Glocken zu Spyer gos mich anno dom. 1493,“ die mittlere: „Johann Philipp Magnus gos mich in Stuttgart anno 1757“ und die kleinste: „gegossen von Heinrich Kurz in Stuttgart 1817.“ Außer diesem sind auf letzterer noch die Namen der damaligen geistlichen und weltlichen Behörden angeschrieben. Das Innere der Kirche ist hell, geräumig, weiß getüncht und die Decke flach getäfelt; die Inschriften einiger in ihr aufbewahrten Grabdenkmale lauten: anno dom. 1566 uf Sundag den 1 Dā (Tag) Marcyi starb der edel und vest Jacop von Giltlingen zu Deyferingen Got verley im ayn fraylich Uffersteung amen.“ Auf demselben Grabsteine steht: 1) „Anno dom. 1603 Zinstag den 20 Septembris ist in Gott seliglich entschlaffen die edel ehr- und tugendreich Fraw Agnes von Giltlingen eine geborene Schenk von Winterstetten ehlich Hausfraw der Gott gnad amen.“ 2) „Anno domini 1600 den 16 Octobris endet weiland Jacob von Gültlingen zu Deufringen sein Leben. Anno 1602 starb Felicitas von Gültlingen ein geborne Marschalkin von Ebnit seine ehliche Hausfrau.“ Über der Inschrift sind beide Verstorbene vor einem Kruzifix kniend, über welchem ihre Wappen angebracht sind, sehr gut in Stein gehauen. 3) „Anno dom. 1548 den 1 Tag Januaryi starb der edel und vest Sebastian von Giltlingen. Anno dom. 1517 den 23 Tag Juny starb die edel Fraw Anna geb. von Dallu seyn ehlich Gemahl den Got beiden gnädig sey amen.“ Die Baulast der Kirche hat die Gemeinde und die Stiftungspflege gemeinschaftlich zu tragen, weil aber letztere gegenwärtig zu sehr geschwächt ist, so liegt sie der Gemeinde allein ob. Der Begräbnißplatz umgibt die Kirche, ein zweiter wurde vor etwa 10 Jahren östlich derselben angelegt. Das Pfarrhaus, welches früher ein Schloß der Freiherren von Gültlingen war (s. unten), ist mit allen Bequemlichkeiten versehen und liegt frei und angenehm nur 50 Schritte von der Kirche. An der Vorderseite ist ein runder Thurm angebaut, der als Stiegenhaus dient; das Gebäude selbst wurde vor 4 Jahren namhaft reparirt und ist nun in gutem baulichen Zustande. Die Erhaltung desselben hat der Staat, wobei übrigens die Gemeinde, wenn die Baukosten sich über 20 fl. belaufen, 10 fl. beizutragen hat. Das gegenüber der Pfarrkirche an der Hauptstraße gelegene ansehnliche Rath- und Schulhaus, mit Thürmchen und Glocke, wurde 1834 an der Stelle des alten erbaut. Im untern Stock befinden sich die Schule und die Wohnung des Schulmeisters, im obern Stock die Gelasse für den Gemeinderath. An der Schule unterrichten 1 Lehrer und 1 Lehrgehilfe.


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen151.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)