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10. Ehningen. 167


sind Eigenthum der Gemeinde. Die Grundlasten an den Staat sind theils schon abgelöst, theils in der Ablösung begriffen. Den großen Zehenten bezieht der Staat, welcher ihn theils von der geistlichen Verwaltung Böblingen, theils von der Carthause Güterstein erhalten hat. Der kleine Zehente wurde von der Pfarrei übernommen.

Der Ort scheint sehr alt zu seyn und verdankt, wie bereits erwähnt, seine erste Gründung ohne Zweifel den Römern, wofür einige an dem Ort nahe vorbeiführende Römerstraßen zeugen (s. den allg. Theil). Nach der Volkssage soll früher der Ort auf der linken Seite der Würm gestanden haben, wo schon öfters Bruchstücke von Ziegeln, Backsteinen und alten Gefäßen gefunden wurden. Bei der Erbauung des neuen Schulhauses fand man beim Graben des Fundaments mehrere alte Gefäße, die leider verloren gingen, aber nach aller Beschreibung römischen Ursprungs waren. Im Jahre 1844 wurden an der Straße nach Dagersheim beim Graben eines Kellers etwa 6 menschliche Gerippe gefunden, bei denen zum Theil Schwerter lagen. Am Fuße des Sulzbergs, 1/8 Stunde südlich von Ehningen, gerade wo sich zwei Römerstraßen kreuzen, soll nach der Volkssage ein Ort Sulz gestanden seyn. Da der Punkt an der Kreuzung zweier römischer Straßen liegt, so läßt sich mit ziemlicher Gewißheit annehmen, daß hier ursprünglich ein römischer Wohnort stand. Etwa 1/2 Stunde nordöstlich von Ehningen soll ein Ort „Hoingen“ gestanden seyn.

Ehningen hieß ursprünglich, z. B. 1252, Februar 18., in einer Kloster Reichenbacher Urkunde, wo es zuerst vorkommt, Ondingen (Kuen Coll. 2, 71; so auch in der Sindelfinger Chronik zum Jahre 1292) oder Öndingen.

Die frühesten näher bekannten Oberherren dieses, nach aller Wahrscheinlichkeit ursprünglich gräflich calwischen Orts waren die Pfalzgrafen von Tübingen, wenigstens 1268, Juli 17., Pfalzgraf Rudolf; den 23. Februar 1334 bei der Tübinger Theilung erhielt Graf Rudolf der Scherer das Kirchenlehen zu Öndingen mit den Leuten daselbst. Von diesem Hause kam der Ort mit Böblingen (s. d.) 1357 an Württemberg.

Unter der Lehenherrlichkeit dieser Grafenhäuser stunden zwei hier angesessene Vasallenfamilien: 1) die Herren von Ehningen, 2) die Sölr von Ehningen.

Von ersterem Geschlecht sind die Ritter Heinrich und Conrad, welche in einer Kloster Reichenbacher Urkunde von 1252, Febr. 18., genannt werden (s. Kuen a. a. O.), Schwigger Ritter 1275, April 17., 1283, März 12., Kraft 1277, Nov. 21., Eberhard und seine Frau Adelheid, welche 1299, Juni 23., dem Kloster Kniebis ihre


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen167.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)