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11. Holzgerlingen. 179


Verhältnisse sind im Allgemeinen befriedigend, die Mittel ihres Auskommens bestehen hauptsächlich in Feldbau und Gewerbe.

Die Feldgüter liegen theils auf dem ebenen Plateau, theils an den Thalabhängen der Aich, der Würm und der Seitenthäler derselben. Der im Allgemeinen naßkalte, weniger fruchtbare und etwas schwer zu bebauende Boden besteht auf der Ebene aus Lehm, dem bald Thon oder Liaskalkstein zur Unterlage dienen; an den Abhängen herrscht Thon und Keupermergel vor. Frühlingsfröste stellen sich häufig ein, daher feinere Gewächse, wie Bohnen, Gurken etc. leicht erfrieren, dagegen ist Hagelschlag in neuerer Zeit selten. Ungeachtet dieser nicht ganz günstigen natürlichen Verhältnisse wird doch durch unermüdeten Fleiß und gute Bewirthschaftung dem Boden das Möglichste abgewonnen; neben dem gewöhnlichen Dünger werden ziemlich viel Jauche und etwas Gyps als Besserungsmittel desselben angewendet. Gebaut werden die gewöhnlichen Getreidearten und in der zu 1/4 angeblümten Brache Kartoffeln, Kraut, Futterkräuter, Rüben, Kohlraben, Flachs und in namhafter Ausdehnung Hanf. Auf einen Morgen wird an Dinkel 6 Simri, an Gerste 4 Simri und an Hafer 4 Simri ausgesäet; der Ertrag wird im Durchschnitt zu 6 bis 7 Scheffel Dinkel, 4 bis 5 Scheffel Gerste und 5 Scheffel Hafer pr. Morgen angegeben. Die ergiebigen Wiesen, welche theilweise bewässert werden können, liefern gutes nahrhaftes Futter. Früher wurde an einem südlichen Abhange Weinbau betrieben, den man vor etwa 10 Jahren wegen des schlechten Ertrags vollends aufgab. Die Obstzucht ist bedeutend und hat in neuerer Zeit, wo besonders auch die Allmanden mit Obstbäumen ausgepflanzt wurden, sehr zugenommen. Im Jahre 1847 sollen etwa 100.000 Simri Kern- und Stein-Obst auf der Markung gewachsen seyn. Die Schafweide wird jährlich um 860 fl. verpachtet, der Pförcherlös beträgt 500 fl. Die Gemeinde ist im Besitz von etwa 1000 Morgen gut bestockter Laubwaldungen, in denen noch mehrere 100 Stämme Eichenoberholz vorhanden sind. Sie werden in 40jährigem Umtriebe bewirthschaftet und ertragen jährlich 300 Klafter und 16.000 Stück Wellen, wovon jeder Bürger 1/2 Klafter und 25 Stück Wellen erhält, der Rest wird für 800–1000 fl. verkauft. Unter den Waldungen befinden sich 200 Morgen, welche der Staat im Jahre 1821 der Gemeinde für eine Schönbuchsgerechtigkeit abtrat. Die Rindviehzucht ist ziemlich ausgedehnt; eine gute Landrace wird durch vier Gemeindefarren erhalten und verbessert. Die Schweinezucht, welche früher stark betrieben wurde, hat in neuerer Zeit abgenommen. Auf der Markung laufen 500 Stück Schafe, die auch im Ort Überwinterung finden. Bienenzucht wird in 40 Stöcken betrieben.


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen179.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)