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192 Ortsbeschreibung.


bilden die Haupterwerbsquellen, letztere wurde in neuerer Zeit durch das Aufkommen der Fabriken etwas herabgedrückt, was auf die ökonomischen Umstände Vieler nachtheilig einwirkt. Die Landwirthschaft steht auf einer blühenden Stufe; der Brabanter Pflug ist allgemein und zweckmäßig angelegte Dungstätten sind häufig. Als Besserungsmittel werden, außer dem gewöhnlichen Dünger, besonders die Jauche und zuweilen Gyps angewendet. Im System der Dreifelderwirthschaft wird besonders viel Dinkel, Hafer, Gerste, weniger Roggen und Einkorn gebaut. Zur Aussaat braucht man pr. Morgen an Dinkel 7–8 Simri, an Hafer 6 Simri, an Gerste 3–4 Simri, an Roggen 4 Simri und an Einkorn 6 Simri. Der Ertrag wird durchschnittlich zu 8–10 Scheffel Dinkel, 6 Sch. Hafer, 4 Scheffel Gerste etc. pr. Morgen angegeben. Dinkel und Hafer wird viel nach Außen verkauft. Die Erzeugnisse der beinahe ganz angebauten Brache sind: Kartoffeln, Angersen, Flachs, Hanf; von Handelsgewächsen werden Reps, Leindotter und Mohn gebaut. Futterkräuter kommen besonders viel zum Anbau, da die Wiesen nicht so ausgedehnt und ergiebig sind, daß sie für den vorhandenen Viehstand das nöthige Futter zu liefern im Stande wären. Die geringsten Preise der Äcker sind 50 fl., die mittleren 200 fl. und die höchsten 400 fl. pr. Morgen; – die der Wiesen bewegen sich zwischen 200 und 400 fl. Die Obstzucht ist nicht ausgedehnt, übrigens sehr im Zunehmen begriffen. Der Obstertrag, welcher meist in Mostsorten und etwas Zwetschgen besteht, befriedigt nicht einmal das örtliche Bedürfniß. Die Gemeinde ist im Besitz von 386 Morgen meist gut bestockter Laubwaldungen, welche in 30 und 40jährigen Umtrieben bewirtschaftet werden. In neuester Zeit wurde auch eine Fläche mit Nadelholz cultivirt. Der jährliche Ertrag der Waldungen besteht in 85–90 Klafter Holz und 4000 bis 5000 Stück Wellen, wovon jeder Bürger 1/4 Klafter und 15 Stück Wellen erhält. Das Übrige liefert einen Gelderlös von etwa 200 fl., mit denen die Unterhaltung und Bewirthschaftung der Waldungen bestritten wird. Die Rindviehzucht ist wegen des geringen Wieswachses nicht sehr ausgedehnt. Sie beschäftigt sich mit einer guten Landrace, welche durch drei Farren, von denen einen die Gemeinde und zwei die Widdumshöfebesitzer halten, gezüchtet wird. Zum Verkauf kommen nur Rinder. Die Schafzucht hat aufgehört, dagegen ist die Schweinezucht ziemlich ausgedehnt. Die Bienenzucht beschränkt sich auf etwa 40 Stöcke, aus denen vorzüglicher Honig gewonnen wird. Von den Gewerben ist die Weberei am stärksten vertreten; etwa 60 Weber arbeiten in Zeuglen und Leinwand für Fabrikanten, einzelne treiben auch Bildweberei. In neuester Zeit hat dieses Gewerbe durch das Aufkommen von


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Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen192.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)