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200 Ortsbeschreibung.


Roggen 3 Simri. Der Ertrag wird durchschnittlich zu 10 Scheffel Dinkel, 6–7 Scheffel Hafer, 5 Scheffel Gerste, 4 Scheffel Roggen und 6 Scheffel Einkorn pr. Morgen angegeben. Hopfen wird in neuerer Zeit mit gutem Erfolg gebaut. Die höchsten Ackerpreise sind 400 fl., die mittleren 200 fl. und die geringsten 30 bis 40 fl. pr. Morgen. Obgleich die Wiesen nicht bewässert werden können, so sind sie dennoch sehr ergiebig; ihre Preise bewegen sich von 300–600 fl. pr. Morgen. Von geringer Ausdehnung, übrigens im Zunehmen begriffen, ist die Obstzucht. Für eine tüchtige, ausgedehnte Baumzucht, namentlich für feinere Sorten, ist aber der Boden zu steinig und der Frühling zu rauh. An einem südlich gelegenen Würmthalabhange wurde früher Weinbau getrieben, der vor etwa 60 Jahren abging. Die ausgedehnte Rindviehzucht, welche sich mit einer guten Landrace beschäftigt, wird durch 3 Farren, von denen einen die Gemeinde und zwei die Widdumshöfebesitzer halten, gezüchtet. Gemästetes Vieh kommt ziemlich viel in Handel und bildet eine besondere Erwerbsquelle der Einwohner. Von geringem Belang und im Abnehmen begriffen ist die Schafzucht. Die Wolle wird theils von den Eigenthümern selbst verbraucht, theils nach Calw abgesetzt. Noch unbedeutender ist die Schweinezucht und Ziegen werden nur von einigen Unbemittelten gehalten. Dagegen wird die Bienenzucht eifrig betrieben; Wachs und Honig kommt nach Außen zum Verkauf. Was die Gewerbe betrifft, so befinden sich im Ort eine Mahlmühle, 2 Brauereien, 4 Schildwirthschaften, 2 Krämer und westlich vom Ort auf der linken Seite der Würm eine Ziegelhütte. Von den Professionisten sind die Weber am zahlreichsten, sie arbeiten meist gesellenweise für Fabrikanten und beschäftigen sich nicht nur mit Linnen, sondern auch mit Zeugles- und Bild-Weberei. Von den Nebengewerben ist die Handspinnerei, welche meist auf Bestellung getrieben wird, hauptsächlich zu bemerken. Arme Leute sammeln officinelle Kräuter und setzen sie an Apotheker ab.

Die Gemeinde besitzt 200 Morgen Waldungen, die meist aus Laubholz und etwas künstlich gezogenem Nadelholz bestehen. Sie ertragen jährlich 30 Klafter und 2000 Stück Wellen, die an 44 holzberechtigte Familien vertheilt werden. Aus Eichenrinden und Eichenbauholz erlöst man jährlich etwa 300 fl., welche in die Gemeindekasse fließen. Die mit Bastardschafen beschlagene Weide trägt einen jährlichen Pacht von 250 fl. und das jährliche Pförchgeld belauft sich auf etwa 400–500 fl. Außer diesen Einnahmen besitzt die Gemeinde noch ein Capitalvermögen von 3000 fl.; das Vermögen der Stiftungspflege beträgt 5000 fl., ferner hat diese jährlich 14–15 Scheffel Dinkel- und 8–9 Scheffel Hafer-Zehenten


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen200.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)